Wirtschaft für Dummies oder Wohin mit dem Giftmüll?

DAS IGNORIERTE DILEMMA DER INDUSTRIE…

…GESELLSCHAFT

Noch ein Wort zu den PCB (die überall sind, nicht nur in „verseuchten“ Eiern …

Als die Stromversorgung sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts rasant ausbreitete, wurde die Elektrizitätswirtschaft ein Hauptabnehmer für PCB . Ihr großer „Wert“  für die Industrie besteht in ihrer chemischen Beständigkeit, Hitzebeständigkeit, Nicht-Brennbarkeit, keiner elektrischen Leitfähigkeit, niedrigem Dampfdruck etc. und natürlich der kostengünstigen Herstellung großer Mengen. Aber auch für andere Bereiche wurden PCB  verwendet: für die Herstellung von Schmierstoffen, als Abdichtmasse für die Bauindustrie, für Klebstoffe, Kunststoffe, Gummiprodukte, Insektizide, Lacke etc.

Bis zum Ende der 1980er Jahre wurden pro Jahr etwa 30.000 Tonnen PCB produziert (ohne die UDSSR), und jahrelang machte sich niemand Gedanken, wie sich denn diese (und natürlich auch andere) in riesigen Mengen anfallenden, neuen, „maßgeschneiderten“ Substanzen in der Natur verhalten würden ….

Darin manifestiert sich die Idiotie unserer „Wirtschaft“ und der ihr zuarbeitenden „Forschung“ am deutlichsten: man „entwickelt“ etwas auf dem Reißbrett, im Labor, bzw. heute mit „Computersimulationen“ und alles konzentriert sich nur darauf, ob man die gewünschten Eigenschaften oder Anwendungen realisiert hat. Dann wird die „Innovation“ quasi ins „Freie“ entlassen, wo sie sich über kurz oder lang als Störfaktor in einem hoch-komplexen, dynamischen System bemerkbar macht und meistens als dauerhaftes Dilemma endet, das nicht lösbar ist, sondern immer neue Probleme nach sich zieht (siehe Asbest, Atommüll, Pestizide, PCB (die ganze Chlorchemie), „plastic planet“, die Auto-Industrie, etc.)

Die Natur hingegen, entwickelt  und konstruiert „in the field“, jede „Innovation“ muss sich dort ins übergeordnete System einfügen bzw. führt eben als Antwort auf geänderte  Systembedingungen zu einer Weiterentwicklung (höheren Ordnung).

Doch viele jener Eigenschaften, die PCB ideal für industrielle Anwendungen machen, verursachen ein unlösbares Problem, wenn sie  in den natürlichen Produktionskreislauf, also die Natur gelangen und damit letztlich in unsere Nahrung und Körper. PCB verbinden sich mit organischen Bestandteilen des Bodens, biologischen Geweben oder mit gelöstem, organischem Kohlenstoff in Wassersystemen.

PCB verflüchtigen sich trotz ihres niedrigen Dampfdrucks leicht von Wasseroberflächen, teilweise wegen ihrer hydrophoben (Wasser abweisenden)  Eigenschaften. Ihre chemischen Eigenschaften begünstigen den Transport über große Distanzen, so wurde es möglich, dass PCB sogar in der Arktis (weit entfernt von jeder Produktionsstätte)  in der Luft, im Wasser und in Lebewesen nachgewiesen wurden.

Die Hinweise verdichten sich, dass diese Allgegenwart der PCB in der Natur bei Tieren zu Fortpflanzungsstörungen führt und deren Immunsystem schwer schädigt. Ebenso werden die Leber, der Verdauungstrakt und die Schilddrüse sowie die Haut in Mitleidenschaft gezogen. Die IARC hat PCB als wahrscheinlich krebserregend beim Menschen eingestuft.

Obwohl die Produktion seit Ende der 1970er Jahre offiziell eingestellt wurde, sind die PCB weiterhin ein Riesenproblem. Erstens, weil noch immer ein beträchtliche Menge davon verwendet wird (z.B. durch lange Lebensdauer der Transformatoren) und weil für die Verwendung „in geschlossenen Systemen“ in vielen Ländern eine Ausnahmegenehmigung erteilt wurde. Es sind noch große Mengen „auf Lager“, die auf ihre „Entsorgung“ warten, aber auch vielerorts  relativ hohe Konzentrationen im Boden.

Am 17. Mai 2004 wurde die völkerrechtlich bindende Konvention von Stockholm von 151 Staaten (aber nicht von den USA) unterzeichnet.  Ihr Ziel ist Herstellung, Verwendung von und Handel mit POP (persistente, organische Gifte) schrittweise zu eliminieren und damit ihre schädliche Wirkung auf Gesundheit und Umwelt zu reduzieren.

Zu diesen 12 POP (auch als “dreckiges Dutzend” bezeichnet) gehören auch die PCB. Doch beträchtliche Mengen an PCB sind immer noch in Verwendung (vor allem in den Entwicklungsländern, aber auch bei uns – anscheinend konnte man es der Industrie nicht zumuten, sie zu ersetzen. Außerdem gibt es bedenkliche Hinweise darauf, dass die Produktion der PCB in manchen Ländern weitergeht.

Die neue Art, Fisch zu essen ...Die Unterzeichnerstaaten haben sich allerdings verpflichtet, den Einsatz von PCB in der Industrie  bis 2025 ganz einzustellen und bis 2028 „dezidierte Bemühungen“ zur verantwortungsvollen Beseitigung dieser Abfälle zu unternehmen. Wohin sollen z.B. tausende mit PCB „kontaminierte“ Transformatoren? Die können nicht einfach zerlegt oder gar „recycelt“ werden und die enormen Arbeits- u. Umweltschutzvorkehrungen beim Handling kosten natürlich viel Geld, das sich manche Betriebe einfach „sparen“ (siehe dazu den Monitor-Report über den Skandal bei Envio).

Wie sollen diese gefährlichen Altlasten also „entsorgt“ werden? Die Umweltbehörde der Vereinten Nationen, UNEP hat zu diesem Thema  verschiedene Publikationen aufgelegt, u.a. welche Beseitigungs-Kapazitäten für PCB es weltweit überhaupt gibt. Dazu wurden international tätige Unternehmen befragt.

Der (Kosten-) Wettbewerb zwischen den „Abfallbeseitigern“ führt natürlich auch dazu, dass die billigsten die meisten Aufträge bekommen und um billig sein zu können, müssen Umweltstandards und gesetzliche Vorschriften umgangen werden oder noch besser, man gründet ein solches Unternehmen in Ländern, die „Umweltschutz“ nicht kennen bzw. eben wieder wegen des „Standortwettbewerbs“ zwischen den Ländern, Umweltschutz klein schreiben, damit sie für  Investoren „attraktiv“ sind.

An dieser Stelle sollte auch betont werden, dass der (neoliberale Kampf-) Begriff „Wettbewerb“  bei uns im Diskurs fälschlicherweise nur positiv besetzt ist. Man soll an sportliches Kräftemessen denken, der Beste möge gewinnen, etc. aber die Wahrheit sieht völlig anders aus: denn

  • erstens ist die Teilnahme am „Wettbewerb“ erzwungen,
  • zweitens gibt es extreme Ungleichheit der „Startbedingungen“ (Marktmacht und politischer Einfluss,: „gedopte“, bestens Trainierte und Ausgerüstete treten gegen „Kranke und Geschwächte“ an) und
  • drittens beschäftigt sich niemand damit, was das eigentliche ZIEL des Wettbewerbs ist und wer die Bedingungen festlegt (Wettbewerb in welcher Hinsicht? Welche Eigenschaften muss der „Sieger“ haben, um zu gewinnen? Welche Methoden muss er anwenden, um stärker zu sein als die anderen Konkurrenten? Die niedrigsten Kosten, die geringsten Umwelt und Sozialstandards, die wenigsten Skrupel, unmoralisch zu handeln? Wobei in letzter Konsequenz die Menschlichkeit selbst auf der Strecke bleibt … (sie fördert nicht den „Sieg“ über die anderen …)

Laurence Summers, Geburtshelfer für die verheerende „Liberalisierung der Finanzmärkte“  und bis vor kurzem „Chief  Economic Advisor“ von Präsident Obama, hat die perfide Marktlogik auf den Punkt gebracht, als er sein berühmtes „Memo“  als ehemaliger Chefökonom der Weltbank, verbreitet hat (hier ein Auszug daraus:

Just between you and me, shouldn’t the World Bank be encouraging MORE migration of the dirty industries to the LDCs [Less Developed Countries]?

 

Die Weltbank sollte also die Auslagerung von Industriezweigen, deren Emissionen besonders schädlich sind, in die  Entwicklungsländer (vor allem Afrika) forcieren. Es wäre demnach doch nur logisch, unseren Giftmüll dorthin zu exportieren bzw. die „dirty industries“ dorthin zu verlegen. Summers  eiskalte  Kostenlogik ist schockierend:

„Die Kosten für Gesundheitsschäden durch Umweltvergiftung hängen von der Höhe des entgangenen Gewinns ab (durch erhöhte Krankheits- und Sterberaten). Aus dieser Perspektive sollte ein bestimmter Anteil der gesundheitsschädlichen Produktion in Ländern mit den niedrigsten Kosten stattfinden, das sind jene mit den niedrigsten Löhnen. Ich denke, dass die ökonomische Logik, die hinter diesen Überlegungen steht  – eine Ladung giftiger Abfälle in (den ärmsten) Niedrigstlohn-Ländern abzuladen – genial ist und wir sollten uns darauf einstellen …“

Die mediale Empörung nach dieser Meldung war groß, doch viele haben sich an Summers’ „Empfehlungengehalten, man ja sogar von einer gewissen Routine sprechen,   auch  im Auftrag von Staaten

Aber auch Deutschland importiert den Sondermüll aus anderen Ländern ..

Das Schöne ist, dass sich diese  dubiosen Aktivitäten „positiv“ in der Wirtschaftsbilanz auswirken, sie vergrößern das BIP, weil ja die Müllverbrennung „Umsatz“ generiert … die Schäden und Risiken fließen in die Bilanz nicht ein …. Wenn das kein  Wahnsinn ist, was dann?

Umweltbundesamt: Wohin mit dem Gift?

Die Menge der gefährlichen Abfalle hat sich von 1996 bis 2004  in Deutschland mehr als verdoppelt: von 9,6 Mrd. Tonnen auf mehr als 20 Milliarden Tonnen. Nicht erfasst wurden dabei die innerbetrieblich entsorgten Abfallmengen sowie die grenzüberschreitenden Verbringungen (Importe und Exporte nach/aus Deutschland).  Auch die illegale „Entsorgung“ ist natürlich nicht erfasst, man weiß aber, dass sich dieser neue „Geschäftszweig“ als äußerst lukrativ für das organisierte Verbrechen erwiesen hat (das sich immer schwerer von der „Abfallwirtschaft trennen lässt …)

Bei einer Verdopplung des (offiziellen) „Giftmülls“ in weniger als 10 Jahren, können wir uns ausmalen, welches Horrorszenario sich hier für unsere Kinder auftut. Doch diese massiven und dauerhaften Probleme werden von „Wirschaftsexperten“ ebenso ausgeblendet, wie von Politikern. Würde man sich ständig und öffentlich damit befassen, wäre der „nackte Kaiser“ der Ökonomie ja enttarnt: das dämliche Starren auf „Wachstumszahlen“  als oberster Handlungsparameter, aber die völlige Vernachlässigung ökologischer Langzeitschäden, zunehmender Gesundheitsgefährdung und steigender Umweltkriminalität, – all das taucht in der wirtschaftlichen Rechnung gar nicht auf (siehe dazu Herbert Gruhl, schon 1979: Ein Planet wird geplündert), von der Verletzung der Menschenrechte (vor allem in den Entwicklungsländern) und der demokratischen Grundsätze ganz zu schweigen.

Dass unter Merkel, 40 Jahre später auch noch ein „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ verabschiedet wurde, ist an Idiotie nicht mehr zu übertreffen … Selbst die Taliban kommen an diese Art quasi-religiöser Indoktrination nicht mehr heran …

Natürlich gibt es keine echte „Entsorgung“ dieser Stoffe, sie werde entweder einfach deponiert oder verbrannt (dabei entstehen natürlich wieder Schadstoffe und Reste). Eine Verwahrung bzw. Behandlung nach den gesetzlichen Vorschriften ist jedoch sehr teuer, und nachdem die Unternehmen nur der Profitmaximierung als oberster Maxime verpflichtet sind, und ja ihre Investoren mit immer höheren Renditen bedienen müssen, gleichzeitig aber Preissteigerungen vermeiden sollen, um konkurrenzfähig zu bleiben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis man sich gezwungen sieht, den gefährlichen Abfall auf illegale Weise zu „entsorgen“. Die kapitalistische Logik erreicht dabei ihren perfiden Höhepunkt, wenn man damit auch noch  Profit machen kann.

So hat zB die Aluminiumindustrie in Australien den roten Schlamm, den sie in Millionen Tonnen hinterlässt („Red Mud“ – den die EU als nicht-gefährlichen Abfall klassifiziert hat!), den dortigen Farmern in einer bestimmten Region „zur Verfügung gestellt“, angeblich um damit die Auswaschung von Phosphor aus dem Boden zu minimieren. Der Schlamm ist hoch alkalisch (ätzend), enthält giftige Schwermetalle, Dioxine und radioaktive Stoffe wie Uran und Thorium. Alcoa behauptete einfach, diese Metalle seien „gebunden“ und somit ungefährlich, die Radioaktivität hat man natürlich verschwiegen oder bagatellisiert. Schließlich hat man es sogar geschafft, den Farmern Geld dafür abzunehmen …. (bei uns wurde ja auch Klärschlamm als „Dünger“ verkauft…) – und das ist der Hammer – nachdem die australischen Behörden Alcoa von jeder Haftung für „falsche Anwendung“ und damit Schadenersatz  ausgenommen hatten.

Andere Methoden der „Entsorgung“ bestehen darin, dass man den Alu-Schlamm in der Bauindustrie verwendet (als Beimischung zu Beton, oder gar um daraus „Ziegel“ herzustellen. In Australien wurde dieses Experiment abgebrochen, weil man erhöhte Radioaktivität in diesen Gebäuden feststellte (bei den Ziegeln). Doch eine „Beimischung“ zu anderen Baumaterialen wird als harmlos angesehen.

Wer „entsorgt“ denn nun in Deutschland die PCB? Von den 42 Unternehmen, die der UNEP-Report erfasst hat, befinden sich allein 11 in Deutschland (die höchste Dichte weltweit).

  • AGR EntsorgungGmbH45699 Herten, (NRW)
  • AVG Abfallverwertungs-Gesellschaft mbH, 22113 Hamburg
  • Bayer Industry Services GmbH & Co.KG, 51368 Leverkusen
  • Dr.Bilger Umweltconsulting GmbH, 63457 Hanau
  • Envio Germany GmbH (ABB Services), 44147 Dortmund
  • GSB Sonderabfall-Entsorgung Bayern GmbH, 85107 Baar
  • HIM GmbH Hazardous Waste Incineration Plant, 64584 Biebesheim (HS)
  • TRV Thermische Rückstandsverwertung GmbH & Co.KG, 50389 Wesseling (NRW)
  • RWE Umwelt-Sonderabfallgesellschaftm.b.H., 49565 Bramsche
  • SAVA Sonderabfallverbrennungsanlagen GmbH, 25541 Brunsbüttel (SH)
  • Prantner GmbH Verfahrenstechnik, 72770 Reutlingen

(Quelle: UNEP)

Interessant dabei ist, dass einige davon Tochterfirmen genau jener Firmen sind, die selbst zu den Problemverursachern gehören, also große Mengen PCB einsetzen:  z.B Envio (Tochter von ABB), Bayer, oder RWE. So bleibt alles in der „Familie“ … (die Gewinne der „Tochter“ sind Kosten der „Mutter“ und reduzieren natürlich deren Steuerlast)

Die Mehrzahl dieser Firmen „beseitigt“ die giftigen Abfälle durch Verbrennen bei hohen Temperaturen. Nur zwei verwenden (auch) andere Methoden: Envio und Dr. Bilger.

Die Stockholmer Konvention „verbietet“ „zerstörungsfreie“ Methoden, die das Recyclen, also die Wiederverwendung bzw. alternative Verwendung der POP ermöglichen. Doch welche Gemeinde möchte solche Verbrennungsanlagen vor ihrer „Haustür“ haben? Außerdem gibt es Stimmen aus der Wissenschaft, die die Ansicht vertreten, dass bei der Verbrennung zwar die Menge des Giftmülls erheblich reduziert wird, aber dabei neuartige giftige Rückstände entstehen, die noch gefährlicher sind, als die alten. Um solche enormen Temperaturen erzeugen zu können (über 1000 Grad), braucht man natürlich wieder viel Energie (zusätzliche Umweltbelastung) und es geht das Gerücht, dass so mancher Verbrennungsofen nachts mit geringeren Temperaturen gefahren wird, um Kosten zu sparen …

Die Kosten für diese „Abfallentsorgung“ in Deutschland variieren (je nach PCB-Gehalt und Art) zwischen 300 und 2500 Euro pro Tonne. Insgesamt werden hunderttausende Tonnen jedes Jahr angeliefert und verbrannt. Die Kosten für die „Entsorgung“ sind also enorm. Da nimmt es nicht Wunder, wenn so mancher Unternehmer – konsequent der Profitlogik folgend – versucht, sich diese Kosten zu ersparen und kriminelle Wege geht …

Darf’s ein bisschen mehr krankmachendes Industriefett für die Hühnerzucht und Schweinemast sein? Da spart doch auch der Futtermittelhersteller an den Kosten und kann mehr Profit machen …. (solange es niemand merkt).

Das Problem, dass giftige Industrieabfälle in der Nahrungskette landen, kann also keinesfalls durch „mehr Kontrollen“ gelöst werden (es wird ja bereits als normal akzeptiert: denn nicht das Vorhandensein von Dioxin an sich ist der Skandal, sondern nur, dass die (auf wackeligen Beinen stehenden) Grenzwerte überschritten wurden), sondern nur durch die Einsicht, dass unser nur am privaten Profit orientiertes Wirtschaftssystem idiotisch und irrsinnig ist, weil es verheerende Folgen wie massive Umweltzerstörung, grauenvolle Tierquälerei in großem Maßstab, schleichende Vergiftung unserer eigenen Nahrung, aber auch Zerstörung des sozialen Zusammenhalts, der menschlichen Solidarität, die zunehmende Polarisierung von Einkommen und Vermögen entweder völlig ausblendet oder als „rational“,„effizient“ und „wachstumsfördernd“  verschleiert.

Solange unsere Politik auf dem Altar des Wachstums den „Gott des Marktes“ anbetet, haben wir keine Chance, unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft zu hinterlassen (überhaupt wäre es angebracht, in nächster Zeit keine Kinder in die Welt zu setzen … was ihnen in den nächsten 50-100 Jahren bevorsteht, kann man sich nur in den schwärzesten Farben ausmalen ….)

Wie verrückt es ist, das „Bruttoinlandsprodukt“ (GNP oder BIP, also dessen Steigerung) als obersten Maßstab für „erfolgreiches“ Wirtschaften bzw.  gelungene Wirtschaftspolitik anzusehen, hat Robert Kennedy bereits 1968 in einer Rede vor der Universität von Kansas klargemacht:

Die Worte sind von unglaublicher Aktualität:

„Es scheint, wir haben schon zu lange und in viel zu hohem Maße,  persönliches Engagement  und Gemeinschaftswerte einer totalen Konsumorientierung (der reinen Anhäufung materieller Dinge) geopfert.

Unser GNP beträgt derzeit mehr als 800 Milliarden Dollar pro Jahr …  doch können wir uns danach bewerten lassen?

dazu zählen Luftverschmutzung, Zigarettenwerbung, und Rettungsfahrzeuge, die blutende Unfallopfer von unseren Straßen aufsammeln …

dazu zählen  Spezialschlösser für unsere Türen und die Gefängnisse für jene, die sie aufbrechen …

dazu zählt die Zerstörung unserer Wälder und der Verlust unserer Naturwunder durch ausufernde Zersiedelung …

dazu zählen Napalm und atomare Sprengköpfe, und gepanzerte Fahrzeuge für die Polizei, die Aufruhr in den Straßen bekämpft …

es zählt das Gewehr der Firma Whitman, und das Messer der Marke Speck und die Fernsehprogramme die die Gewalt verherrlichen, um solches Spielzeug an unser Kinder zu verkaufen …

Doch das GNP berücksichtigt nicht ….

die Gesundheit unserer Kinder, die Qualität ihrer Erziehung oder die Freude ihres Spielens …

die Schönheit unserer Poesie oder die Dauerhaftigkeit unserer Ehen …

die Intelligenz mit der wir öffentliche Debatten führen oder die Integrität unserer Beamten  …

es wird darin weder unser Geist noch unser Mut erfasst  …

weder unsere Klugheit noch unsere Bildung …

weder unser Mitgefühl noch unsere Hingabe für unser Land …

kurz gesagt, es zählt alles, nur das nicht, was das Leben lebenswert macht ….

Kein Wunder, dass der Mann ermordet wurde …

Auch der Ökonom Manfred Max-Neef hat verstanden, worum es wirklich geht:

„Niemals zuvor gab es eine solche Anhäufung von Wissen wie in den letzten 100 Jahren. Aber was hat es uns genutzt? Was haben wir damit gemacht? Haben wir um selbst gemachte Probleme zu lösen, nicht hundert neue erschaffen?

„Wissen“ ist nutzlos, was wir brauchen ist „Verstehen“ (Einsicht und Erkenntnis).

„Wir brauchen ein komplett neues Konzept der Wirtschaft. Dieses System ist verrückt und giftig. Ich bin selbst Ökonom, aber ich kämpfe seit fast 40 Jahren dagegen an, wie Ökonomie gelehrt und praktiziert wird. Es sind alles künstlich fabrizierte Theorien: wenn das Modell in der Praxis nicht funktioniert, heißt das nicht, dass das Modell eben falsch ist, Nein!  Es bedeutet, dass die Realität „fehlerhaft“ ist! Also muss die Realität geändert werden, damit sie in das Modell passt! Das ist die Einstellung! Heute wird neoklassische Ökonomie gelehrt, das sind Theorien, die aus dem 19 Jahrhundert stammen! Und damit sollen wir Probleme im 21. Jahrhundert lösen? Das ist doch einfach absurd ….

Mehr Info:  Grenzen des Wachstums

Erich Fromm: Wege aus einer kranken Gesellschaft / To Have or To Be

Karl Polanyi: The Great Transformation

Steve Keen: Debunking Economics

Thomas Frank: One Market Under God

Message  an Banker und Wachstumsfanatiker: (indianische Weisheit / altes Greenpeace-Motto )

„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fisch gefangen, der letzte Fluss vergiftet ist … werdet ihr begreifen, dass man Geld nicht essen kann“

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