CIA (1): Die Unsichtbare Macht

 

the liberty to tortureWir wissen spätestens seit „Gladio“, dass die westlichen Geheimdienste in der Lage sind, geheime Machtstrukturen aufzubauen, die sich jeder demokratischen Kontrolle entziehen. Eine zentrale Rolle in diesem unheimlichen Spiel hat die CIA. Doch welche Rolle spielt diese Organisation wirklich? Zu welchem Zweck wurde sie gegründet und wer bestimmt, welche „verdeckten Operationen“ die CIA weltweit durchführen darf?

Diese Fragen zu beantworten ist fast unmöglich, denn das Wesen dieser „Agency“ besteht ja darin, dass der Großteil ihrer Aktivitäten unter dem Schleier der Geheimhaltung stattfindet, weil das angeblich die „nationale Sicherheit“ erfordert. Doch dank den dokumentierten Aussagen ehemaliger CIA- „Mitarbeiter“ kann man zumindest ein Licht darauf werfen, was diese undurchsichtige Organisation seit ihrer Gründung wirklich unternommen hat, um „amerikanische Interessen“ durchzusetzen.

Colonel ProutyEiner dieser Leute ist Colonel (Oberst der Air Force) Fletcher Prouty, der die Konstruktion und Manipulation des „Kalten Krieges“ nach 1945 in den Zentralen der Macht in Washington selbst miterlebt hat. Er arbeitete von 1955-1964 in verschiedenen Bereichen des Pentagon, wo er ein Logistiksystem zur militärischen Unterstützung der weltweiten, geheimen Operationen der CIA aufbaute und später zum Leiter der Abteilung „Spezielle Operationen“ wurde.

Er war auch dabei, als die CIA „geboren“ wurde und konnte daher aus eigener Erfahrung berichten, unter welchen Umständen und von welchen Personen die Weichenstellungen vorgenommen wurden, die sie zu einer unheimlichen, unkontrollierbaren Macht werden ließen, die er das „Secret Team“ nennt und in seinem gleichnamigen Buch beschreibt.

Für den aufsehenerregenden Oliver Stone Film „JFK“, in dem die Hintergründe der Ermordung von Präsident Kennedy untersucht werden, war L. Fletcher Prouty (neben dem Buch von Staatsanwalt Jim Garrison, das als Grundlage diente) als historischer Berater unverzichtbar. Die Aussagen des mysteriösen „Mr. X“ (im Film gespielt von Donald Sutherland) basieren auf den Erfahrungen und Beobachtungen von Colonel Prouty.

ALLEN DULLES: THE GODFATHER OF THE CIA

Vor dem zweiten Weltkrieg war die Rolle der Geheimdienste in Friedenszeiten sehr eingeschränkt und es gab auch kein dauerhaftes militärisches Establishment, das jährlich Milliarden verschlag. 1945 hatte das US-Militär dank des glorreichen Sieges eine dominante Rolle in der amerikanischen Politik und wollte diesen Zustand auch nicht ändern. Die gewaltige Militärmaschinerie für den Krieg bescherte den Vereinigten Staaten auch die größte Produktivitätssteigerung seit Jahrzehnten, mit anderen Worten: das globale Morden und die Schaffung krimineller Kartelle (wie IG Farben) bescherte US-Firmen gigantische Profite in enger Zusammenarbeit mit dem Dritten Reich.

allen_dullesEine zentrale Figur der Wirtschaftskriminalität, die sich in den 1920er und 1930er Jahren im Kontext der politischen Ereignisse entwickelte, war Allen Dulles. Er war auch die entscheidende Person für die Entwicklung der CIA zu einer politischen Gestapo mit angeschlossenem Militärapparat, die systematisch Terror als Werkzeug einsetzte.

1914 schloss er sein Studium in Princeton ab, trat bald darauf in den diplomatischen Dienst (zunächst in Wien) ein und wurde nach dem Kriegseintritt der USA in Bern stationiert. Sein Onkel war Robert Lansing, damals US-Außenminister unter Präsident Wilson, der dafür sorgte, dass Allen und sein Bruder John Foster an der „Friedenskonferenz“ in Paris teilnahmen, die den ersten Weltkrieg formal beendete (und den Grundstein für den zweiten legte).

1920 wird Allen der erste Sekretär der US-Botschaft in Berlin und sein Bruder vertritt die Interessen von JP Morgan in Europa. John Foster wird auch mit der Implementierung des Dawes Planes beauftragt, der die deutschen (nach oben offenen) Reparationszahlungen regeln soll. 1926 wird JF der Direktor des Rechtsanwaltsbüros Sullivan & Cromwell, das die Kartelle aufbaut und berät und im gleichen Jahr wechselt auch Allen in diese Firma.

Der Vertrag von Versailles verbot Export von Kriegsmaterial nach Deutschland, doch Dulles versicherte seinen Business-Kontakten in den USA, dass ihre Geschäfte dadurch nicht eingeschränkt würden. Es gäbe Mittel und Wege, solche Bestimmungen zu umgehen. (Mehr über die Biographie von Dulles gibt es hier.)

Die Familien Harriman bzw. Bush hatten Mitte der 1920er Jahre bereits amerikanische Banken etabliert, die speziell für Investitionen in Deutschland gute Kontakte nach Berlin unterhielten, wo sie 1922 eine Filiale eröffneten und mit Fritz Thyssen eine Partnerschaft eingingen. Ein Netzwerk aus Privatbanken in mehreren Ländern erlaubte es dem Stahlkonzern, undurchsichtige finanzielle Transaktionen durchzuführen. 1926 wurde Prescott Bush (der Großvater von George W. Bush und Freund von Allen Dulles) Vizepräsident der Bank, die fünf Jahre später mit einer britischen Firma zu Brown Bros., Harriman fusionierte. In den 1920er und 1930er Jahren wurden über diese Banken riesige Summen amerikanischen Kapitals nach Deutschland geschleust, um die Rüstung zu finanzieren und durch die Kartelle gigantische Gewinne zu machen.

Without I. G.’s immense productive facilities, its intense research, and vast international affiliations, Germany’s prosecution of the war would have been unthinkable and impossible; Farben not only directed its energies toward arming Germany, but concentrated on weakening her intended victims, and this double-barrelled attempt to expand the German industrial potential for war and to restrict that of the rest of the world was not conceived and executed „in the normal course of business.“ The proof is overwhelming that I. G. Farben officials had full prior knowledge of Germany’s plan for world conquest and of each specific aggressive act later undertaken..

wall street and Bolshewik revEine detaillierte Schilderung dieses Systems gibt es z.B. in den Büchern von Antony Sutton oder der Analyse von Guido Preparata, der auch klar macht, dass Hitler ohne amerikanisches Geld nie an die Macht gekommen wäre. Beide Autoren kommen zu dem Schluss, dass die angloamerikanischen Machteliten sowohl die Bolschewiken als auch die Nazis gefördert haben, um Deutschland und Russland gegeneinander zu hetzen, und damit (im Sinne von Mackinder) eine kontinentale Zusammenarbeit zu verhindern, die als machtpolitische Bedrohung für das britische Imperium gesehen wurde (das nach 1945 vom amerikanischen abgelöst wurde).

Howard Zinn [in A People’s History of the United States] makes it totally clear that “American freedom, democracy, liberty, blah-blah” are nothing but a disguise for the rule over America by money. Wave the flag, sing patriot songs, see enemies where the government tells you to see them, and above all, never think. Just listen. The government and its presstitute media will tell you what you must believe.“                                     Paul Craig Roberts (2015)

DULLES  UND  HITLER

Wall Street and Hitler SuttonIn dieser Hoch-Zeit der Finanzmanipulation und politischen Intrige stieg also Allen Dulles bei Sullivan & Cromwell ein. Er war speziell zuständig für Geschäfte mit der Deutschen Industrie. So vertrat er z.B. die Thyssen Bank (u.a. in Rotterdam) und saß im Vorstand des Bankhauses Schroeder, über das später die NSDAP finanziert wurde. Sein Bruder war der amerikanische Generalrepräsentant der IG Farben (in Deutschland), es gab auch eine amerikanische Variante, abgekürzt „AIG“ (klingelt da was?).

IG Farben war mehr als ein Kartell, es war der Vorläufer der crypto-faschistischen „New World Order“, die ja bereits spürbar im Gange ist …

Henry Ford the Grand Cross of the German Eagle  1938

1938 Ford erhält das große Verdienstkreuz von Hitler

Aufgrund seiner exzellenten Kontakte zur Politik und seiner Teilnahme an Abrüstungsverhandlungen war Allen Dulles auch für die Klientel aus der Rüstungsindustrie der geeignete Ansprechpartner. Der überzeugte Anti-Semit Henry Ford gehörte ebenfalls zu seinen Klienten, den Hitler (wegen dessen Buches „International Jew“) als „seine Inspiration“ bezeichnet hat und der als einziger Amerikaner in „Mein Kampf“ erwähnt wird.

Hitler war gut fürs Geschäft: nicht nur wegen der Rüstungsmilliarden (war socialism) sondern auch, weil er den Gewerkschaften an den Kragen ging und den Massen das Gehirn vernebelte, die sich steuern ließen, wie eine Herde Schafe. Währen in den USA Anti-Trust-Gesetze erlassen wurden, konnte man sich in Nazi-Deutschland darauf verlassen, dass Kartelle, Monopole, Geldwäsche, usw. vom Staat nicht verfolgt wurde. Faschismus, wie ihn Mussolini definierte

Allen Dulles OSS

Allen Dulles OSS

Nach dem Drama von Pearl Harbour wurde Dulles 1942 in Bern als „station chief” der neu gegründeten OSS, dem Vorläufer der CIA, etabliert und koordinierte von dort Spionageaktivitäten während des Krieges in Europa. Er war der Drahtzieher der Operation Sunrise, mit der die Kapitulation der deutschen Truppen in Italien in die Wege geleitet wurde. Nach dem Krieg war er noch sechs Monate lang der OSS-Chef in Berlin (wo er dafür sorgte, dass viele wirtschaftliche Kollaborateure mit Nazi-Deutschland nicht angeklagt wurden).

(Über die Tatsache, dass tausende Nazi-Kriegsverbrecher der Strafverfolgung entzogen wurden, weil sie für die USA „nützlich“ waren, habe ich ja bereits im Kontext der Neo-Nazis in der Ukraine geschrieben).

1947 wurde durch den National Security Act auch die CIA gegründet. Zum ersten Mal hatten die USA jetzt einen nicht-militärischen Geheimdienst und ein ständiges „Kriegsministerium“, das man aus PR-Gründen aber „Verteidigungsministerium“ oder kurz „Pentagon“ nannte. Der „Nationale Sicherheitsrat“ (NSC) war ebenfalls damit ins Leben gerufen worden, das sicherste Anzeichen, dass die äußere „Bedrohung“ von nun an permanent sein musste,

Dulles arbeitete zunächst als Berater für die US-Regierung. 1948 wird er als Vorsitzender einer dreiköpfigen Kommission damit beauftragt, die Organisation des Geheimdienstes zu bewerten. Dieser „Dulles-Correa-Jackson-Report” wird wegweisend für die künftige CIA.

Dulles betonte darin z.B., dass die CIA „keine direkte Kontrolle durch das Außenministerium oder das Pentagon“ erfahren solle und bezweifelte, ob „der NSC eine effektive Lenkung der CIA“ bewerkstelligen könnte. Dafür sei er nicht geeignet und „sollte erst gar nicht versuchen“ laufende Operationen zu dirigieren. Es sei besonders wichtig, die CIA in der Öffentlichkeit als „Koordinator von „intelligence“ zu präsentieren, weil das helfen würde, die geheimen (kriminellen) Operationen zu verschleiern. Präsident Eisenhower ernennt Dulles 1953 zum Chef der CIA, eine Funktion die er 12 Jahre lang ausübt.

DIE GEISTER, DIE ICH RIEF …

Per Gesetz war die CIA ursprünglich damit betraut, geheimdienstliche Informationen zu koordinieren, um dem Präsidenten in Fragen der nationalen Sicherheit eine effektive Beratung zu geben. Doch damit wollte sich Dulles & Co. nicht begnügen und so stütze man sich auf die nebulose Formulierung „such other functions“, um die CIA von einer „Agentur“ die eine Dienstleistung erbringen soll, in eine Mafia-Organisation zu verwandeln, die nicht vom Nationalen Sicherheitsrat gesteuert wird, sondern sich selbst und andere Teile der Bürokratie steuert und sich jeder „Aufsicht“ entzieht.

Es gab zunächst kein Gesetz, das die CIA explizit dazu ermächtigte, geheime Operationen durchzuführen, doch wie heißt es so schön: Context is everything. Die Entscheidung, ob die USA in geheime Operationen verwickelt werden, musste eigentlich der Nationale Sicherheitsrat treffen. Dieser beauftragte dann den DCI, also de facto den CIA-Direktor. Soweit die Theorie.

Doch Stück für Stück wurde die Entscheidungsgewalt den exekutiven „Aufsichtsgremien“ entzogen und schließlich hat der CIA-Direktor das Kommando übernommen …

VERBRECHEN  ALS NORMALER BESTANDTEIL  DER  US-AUSSENPOLITIK

CIA paramil opsMit NSC 4-A wurde im Dezember 1947 (dank ständig geschürter Ängste vor dem kommunistischen Monster) psychologische Kriegsführung auch in Friedenszeiten erlaubt.  Diese wurde im Juni 1948 durch eine neue Verordnung ersetzt – NSC 10/2 – die das Spektrum der geheimen Aktivitäten erweitert und beschreibt

propaganda; economic warfare; preventive direct action, including sabotage, demolition and evacuation measures; subversion against hostile states, including assistance to underground resistance movements, guerrillas and refugee liberations [sic] groups, and support of indigenous anti-Communist elements in threatened countries of the free world. Such operations should not include armed conflict by recognized military forces, espionage, counter-espionage, and cover and deception for military operations.

Unter der Bedingung, dass deren Ausführung es im Notfall der Regierung gestattet, jede Mitwisserschaft glaubhaft abzustreiten.

activities „which are conducted or sponsored by this Government against hostile foreign states or groups or in support of friendly foreign states or groups but which are so planned and executed that any US Government responsibility for them is not evident to unauthorized persons and that if uncovered the US Government can plausibly disclaim any responsibility for them.“

Viele (noch nicht gekaufte) Journalisten und sonstige Tatsachenverdreher sollten sich an diese Dokumente erinnern, bevor sie mit dem Stigma-Wort „Verschwörungstheorien“ die öffentliche Debatte vergiften und die Redefreiheit zensurieren.

Frank Wisner srEntsprechend den Vorgaben von NSC 10/2 wurde am 1. September 1948 das Office of Policy Coordination (OPC) gegründet, (in dem die ehemaligen OSS-Verbrecher aufgefangen wurden), das offiziell für die „Organisation der „verdeckten Operationen“ zuständig war. Der Exekutiv-Direktor war Frank Wisner, der während des Krieges als OSS-Spion in Osteuropa aktiv war und  ab 1948  bei der Operation Mockingbird eine entscheidende Rolle spielte.

colby on CIA media assetsDieses internationale Medien-Netzwerk zur Meinungsmanipulation wurde durch Abzweigung von Mitteln aus dem „Marshall-Plan“ finanziert und auch zur Bestechung von Journalisten verwendet.

Wisner (wie Dulles ein Rechtsanwalt) hat auch systematisch Nazi-Kriegsverbrecher für seine „geheimen Operationen“ benutzt (Reinhard Gehlen als „Vater“ des BND etabliert) und in Guatemala den Putsch gegen Präsident Arbenz organisiert. FBI-Direktor Edgar Hoover (selber nicht gerade eine moralische Instanz) warnte Präsident Truman vor Wisner und seinen OSS-Verbrechern mit den Worten, diese würden sich zu einer „amerikanischen Gestapo“ entwickeln, wenn man sie nicht stoppen würde.

In Friedenszeiten sollte das OPC vom Außenministerium, in Kriegszeiten vom Pentagon direkte Weisungen erhalten. 1950 wurde dieser Prozess entscheidend geändert: von nun an erfolgte die Lenkung des OPC durch den DCI (Director of Central Intelligence), damals Walter Bedell Smith.

1952 wurde das OPC in die CIA eingegliedert und verschmolz mit dem Office of Special Operations (OSO) zum Directorate of Plans und Allen Dulles wurde als stellvertretender Direktor (DD/P) eingesetzt.

Die GO der CIA wurden rasch zum teuersten und dominierenden Teil ihrer Aktivitäten, sodass General Bedell Smith 1951 danach trachtete, den Umfang und das Ausmaß der CIA-Operationen genauer zu definieren. Präsident Truman reagierte darauf mit NSC 10/5, in dem die Autorität der CIA für Guerilla-Taktiken und andere Mittel der geheimen Kriegsführung erweitert wurde. Als Eisenhower Präsident wurde, war die CIA ihrem Ziel – geheime Operationen mit größtmöglicher Unabhängigkeit durchzuführen – schon sehr nahe gekommen.

Sie wurde zwar „beraten“ von Vertretern der zuständigen Ministerien, doch keine Gruppe oder Person (außer dem DCI selbst) war befugt, ihre Operationen anzuordnen, zu managen, einzuschränken oder zu genehmigen.

Truman(Ex-)Präsident Truman war später besorgt darüber, „wie die CIA von ihrem ursprünglichen Mandat abgewichen“ und „ein operativer und manchmal auch politik-machender Arm der Regierung geworden ist“. Nach der Ermordung von Präsident Kennedy schrieb Truman in einem Zeitungskommentar:

For some time I have been disturbed by the way the CIA has been diverted from its original assignment. It has become an operational and at times a policy-making arm of the government. . . . I never had any thought that when I set up the CIA that it would be injected into peacetime cloak-and-dagger operations. Some of the complications and embarrassment that I think we have experienced are in part attributable to the fact that this quiet intelligence arm of the President has been so removed from its intended role that it is being interpreted as a symbol of sinister and mysterious foreign intrigue and a subject for cold war enemy propaganda.“

Washington Post, December 21, 1963.

NSC 5412/2 SPECIAL GROUP

Eisenhower versuchte, die CIA mehr unter Kontrolle zu bekommen. Im März 1954 genehmigte er NSC 5412, in der die Zuständigkeit der CIA für verdeckte Kriegsführung im Ausland bestätigt wird und diese Aktivitäten definiert werden.

Der DCI musste aber seine Pläne mit Designierten des Außen- und Verteidigungsministeriums koordinieren, damit deren Ausführung in Übereinstimmung mit den Zielen der US Außenpolitik gewährleistet war. Dazu wurde (zuerst das OCB, dann 1955) die PCG geschaffen, ein Gremium aus Staatssekretären, das natürlich auch den Präsidenten im Vorhinein über größere GO informieren sollte.

Diese Gruppe wurde schließlich NSC 5412/2 Special Group genannt und entwickelte sich zum Exekutivorgan für die Genehmigung geheimer Operationen, die die CIA initiiert hatte. Wohlgemerkt, die Initiative für diese verbrecherischen Aktionen lag bei der CIA, nicht beim Präsidenten oder dem NSC.

Bis 1963 war es der DCI, der bestimmte, ob ein CIA-Projekt überhaupt der „Special Group“ vorgelegt wurde (Kennedy wollte das nach dem Schweinebucht-Desaster ändern ….)

DULLES: MASTER AND COMMANDER

Wie auch Colonel Prouty klar macht, wurde unter Dulles die Entscheidung, im Ausland verdeckte Kriegsführung anzuordnen und auszuführen, erosionsartig von den Aufsichtsgremien weg und hin zur CIA selbst verlagert.

Die 5412/2 Leute (Stellvertreter der zuständigen Ministerien) saßen einfach da und hörten sich Vorschläge der CIA an, worauf sie dann Aktionen autorisierten, die sie nicht wirklich verstanden, weil große Teile davon als „streng geheim“ klassifiziert wurden und nur sehr wenigen Personen das ganze Bild bekannt war.

Wegen der großen Geheimhaltung wurde es so unmöglich, die ursprüngliche Aufsichtsfunktion (des OCB) auszuüben. Das war genau das, was Allen Dulles wollte. Er hatte den Dirigentenstab für geheime Kriegsführung in die Hand genommen und weite Teile der Regierung zum Orchester degradiert.

JFK with DullesDurch seine effektive Kontrolle der Kommunikationswege, konnte er den Eindruck erwecken, dass die Projekte mit Personal aus allen Bereichen der Regierung ausgestattet waren und dass die Genehmigung durch 5412 nur mehr eine Formalität war.

INFORMATION ALS MANIPULATION

Wenn die CIA bereits beschlossen hat, in einem bestimmten Land solche „verdeckten Operationen“ durchzuführen – und diese in vielen Fällen schon im Gange sind – aber die Ermächtigung des NSC (und damit des Präsidenten) braucht, gibt es ja Mittel und Wege, das zu erreichen. Besonders dann, wenn man gleichzeitig auch für die Sammlung, Analyse und Präsentation der „Informationen“ zuständig ist, die als Grundlage für dieses „Eingreifen“ dienen sollen.

Man fabriziert also geheimdienstliche „Nachrichten“, die geeignet sind, dem NSC den Eindruck zu vermitteln, dass die „red menace “ (also der zum globalen Monster aufgeblasene Kommunismus) etwas getan hat, dass eine sofortige Reaktion der USA notwendig macht, damit das Reich des Bösen* nicht die Oberhand gewinnt. ( *Heute natürlich das Phantom des internationalen „Terrors“)

Das klingt lächerlich, aber in der paranoiden Atmosphäre des Kalten Krieges (in erster Linie fanatische Selbst-Indoktrination) funktionierte das sehr gut. Die CIA hat also Gewalt provoziert, die aber dann nicht als Reaktion auf die eigenen „verdeckten Operationen“ präsentiert wurde, sondern als aggressiver Akt, der dann reflexartig als „Beweis“ für die Bösartigkeit des Kommunismus (bzw. der Sowjetunion) diente.

Als eklatantes Beispiel nennt Prouty den „Golf von Tonkin“ Vorfall. Die CIA attackiert Ende August 1964 (mit der US Navy) heimlich nord-vietnamesische Schiffe und Kommunikationseinrichtungen (OPLAN 34A) und als daraufhin Torpedoboote losgeschickt werden, wird das als grundloser Angriff auf die US-Flotte dargestellt.

Opfer des brutalen Vietnamkriegs, der von der CIA bereits seit 1945 angezettelt wurde

Diese „Aggression“ muss natürlich von Washington beantwortet werden und so hat man einen Grund, den Vietnamkrieg zu eskalieren, der 600 Milliarden Dollar in den „militärisch-industriellen Komplex“ spült, vor dem Eisenhower gewarnt hatte.

Dass man uns, die Öffentlichkeit mit solchen „false flag“ Aktionen oder „black ops“ hinters Licht führt, dürfte sich ja herumgesprochen haben, doch wenn Prouty die Wahrheit sagt, wurden sowohl der Präsident als auch der Kongress angelogen:

They did not initiate the attack. But in the discussion of that, both by President Johnson and in the Congress when they were discussing the Gulf of Tonkin resolution, they were only told that the attack had been made by the North Vietnamese upon our Navy without provocation.

Mit dieser Masche kann man dann dafür sorgen, dass die US-Militärmaschinerie (heute Anti-Terror-Kampf) wieder einmal „eingreifen“ muss – weltweit. In mehr als hundert Ländern wurde diese militärische Aggression, Untergrabung der Souveränität und absolute Missachtung von Menschenrechten unter dem Deckmantel der „notwendigen Intervention“ durchgeführt.

old COIN  handbookAuf diese Weise wurden auch die „special forces“ von der CIA für ihre Zwecke vereinnahmt: so genannte „counter-insurgency Programme wurden zur millionenschweren Aktivität von Militär und Geheimdiensten. Der berechtigte (echte) Widerstand verarmter, unterdrückter Bevölkerungsgruppen in Lateinamerika wurde als „kommunistische Verschwörung“ gebrandmarkt und musste mit allen Mitteln bekämpft werden.

Demokratisch gewählte Regierungen, die die feudalen Besitzverhältnisse ändern und eine gerechtere Verteilung wollten, wurden von „synthetischen“ Volksaufständen hinweggefegt, die in Wahrheit von der CIA inszeniert worden waren, um reaktionäre, faschistische Regime zu installieren, die mit den Profitinteressen der kapitalistischen Oligarchie bestens harmonieren.

Dafür mussten Millionen Menschen sterben und unvorstellbaren Terror erleiden.

DIE FABRIKATION DES TEUFLISCHEN FEINDES

(um 6 Billionen Dollar für den Kalten Krieg zu rechtfertigen)

Wenn man feststellt, dass monströse Kriege gigantische Profite einbringen und die Installierung von korrupten Marionetten-Regierungen erleichtern, ist die Motivation für eine Politik der „friedliche Zusammenarbeit“ in diesen Zirkeln der Macht gleich Null. Keynes hatte sich noch 1945 gewundert, wie die USA das Ende der Kriegswirtschaft wirtschaftlich kompensiere werde, doch die Frage wurde bald beantwortet:

indem man einen permanenten Kriegszustand ausruft, der dem „militärisch-industriellen Komplex“ Jahr für Jahr Milliarden einbringt und den Einfluss von Militär und Geheimdiensten weiter ausbaut.

stop communismDamit diese irrsinnigen Rüstungsausgaben vor dem Volk vertretbar sind, muss man natürlich einen bedrohlichen Feind haben. Colonel Prouty zitiert dazu Norbert Wiener mit folgenden Worten:

Der manichäische Teufel … ist entschlossen unter allen Umständen zu siegen und wird jede nur erdenkliche List anwenden, um dieses Ziel zu erreichen. Diese Art von Feind entfaltet seine Wirkung am stärksten, wenn er eingebildet ist.“

Wie die Sowjetunion über Nacht vom Bündnispartner zu diesem „manichäischen Teufel“ mutieren konnte, hat mir bis heute niemand vernünftig erklären können. Doch die wichtigste Frage ist nicht wie, sondern warum? Die Antwort ist leicht zu finden, z.B. in einem Satz von Vincenzo Vinciguerra: 1945 war der zweite Weltkrieg zu Ende und der dritte begann.

Wie Prouty als Zeitzeuge in den militärischen Machtzentralen natürlich erkannt hat, wurde der „Kalte Krieg“ konstruiert, damit das Milliardengeschäft weitergehen konnte –

You can’t get Congress to appropriate money for an enormous war organization unless you can show a reason for it. We had to create the reason, we had to create this devil so we created Communism. Even the Soviets don’t understand the communism we think about; it goes so far beyond their model. And we saw it in every closet, every country. We divided the entire world up into „us“ and „them“ and then began to create a military establishment that could counter, we thought, every move made by anybody … there were no neutrals, it was all „us“ and „them.“

red menace propagandaOn the other side of it, if you create this devil, and he’s in every closet around the world, then you can justify having a 600-ship navy and a something-or-other wing air force, and an enormous army, because you keep telling the Congress and the American people that `My goodness, this great enormous devil is going to leap out of a closet any day at any time — the war could start here or could start there — we’ve got to be ready for the whole world.‘ And that’s how you spend the money. 

– aber auch damit die USA einen Vorwand hatte, sich in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzumischenbis hin zu Terroranschlägen und Umstürzen gewählter Regierungen. Der Größenwahn von “God’s Own Country“, also der Anspruch der Hegemonie einer narzisstischen Elite spielte natürlich eine große Rolle, doch die wahren Drahtzieher waren die internationalen Finanz- und Industrieoligarchen im Hintergrund (was schon General Smedley Butler ja deutlich zum Ausdruck brachte), aus deren Dunstkreis ja die Dulles Brüder gekommen waren.

Prouty erwähnt auch, dass dieser selbst kreierte „Teufel“ die Denkfähigkeit untergräbt und nennt als Beispiel für ein milliardenschweres Militärprojekt den „Stealth Bomber“. Der soll ja auf Radarschirmen unsichtbar sein, doch er produziert extrem laute Fluggeräusche, sodass man ihn mit einfachem Audioequipment von weitem hören kann. 65 Milliarden für ein Flugzeug, das keinen militärischen Vorteil hat …

DAS SECRET TEAM: WIE WURDE ES AUFGEBAUT?

Dulles war klar, dass die mächtige CIA, die er sich vorstellte, als Konkurrenz für das Militär (oder andere Regierungsstellen) angesehen wurde und deshalb diese Institutionen gegen eine Machtausweitung der CIA sein würden. Doch auch damit wurde er fertig: Er platzierte CIA-Leute nicht nur in allen Bereichen des Militärs, sondern quer durch alle Institutionen, die als Teile der Bundesregierung für seine Zwecke wichtig waren, so z.B. die Zoll- und Finanzbehörden, die Drogenfahndung, die Flugaufsicht (FAA), das FBI, NSA, usw.

Diese Leute besetzen also wichtige Schaltstellen und verhalten sich auf den ersten Blick wie ihre jeweiligen Kollegen, Doch in Wahrheit arbeiten sie für die CIA. Dazu Prouty:

This was the plan and the wisdom of the Dulles idea from the beginning. On the basis of security he would place people in all areas of the Government, and then he would move them up and deeper into their cover jobs, until they began to take a very active part in the role of their own organizations. This is how the ST was born. Today, the role of the CIA is performed by an ad hoc organization that is much greater in size, strength, and resources than the CIA has ever been visualized to be.

Nur die Vorgesetzen dieser “Maulwürfe“ wussten Bescheid, doch diese werden relativ schnell befördert und der Nachfolger wurde nicht informiert. Schriftliche Aufzeichnungen gab es nicht. So gelang es über die Jahre CIA-Leute in immer höhere Posten zu bringen und niemand wusste mehr, dass sie für den Geheimdienst arbeiteten.

CIA NSUnter dem Deckmantel der “Sicherheit“ gelang es Dulles also, sogenannte „focal points“ in allen Regierungsbereichen zu schaffen; also eine Kontaktperson, die von der CIA ausgewählt (und informiert) wurde, um den Kreis der Mitwisser so klein wie möglich zu halten. Prouty selbst baute 1955 im Pentagon ein solches Focal Point Office for the CIA auf, um logistische, militärische Unterstützung für die verdeckten Operationen der CIA weltweit zu gewährleisten.

Dulles wollte nicht, dass CIA-Leute mit unterschiedlichen Ansprechpartnern zu tun haben, weil dies ein höheres Risiko für die Geheimhaltung darstellte. Auf diese Weise konnte die CIA sich Material aus allen Bereichen des Militärs beschaffen und hatte nur mit einer Person direkten Kontakt (Prouty). Er sorgte dafür, dass die “Beschaffung” (für kriminelle Aktionen) reibungslos funktionierte und die Abteilungen, die das Material (Waffen, Flugzeuge, etc.) zur Verfügung stellten, gar nicht wussten, dass die CIA der Empfänger war. In den offiziellen Papieren schien als anfordernde Stelle eine militärische Einheit auf (die oft nur „auf dem Papier“ existierte). In der riesigen Bürokratie des Militärs sah es so aus, als sei die Anfrage vom Pentagon gekommen und nicht vom DCI.

Auf diese Weise wurden überall Focal Point Büros (mit „eingeweihten“ Kontakten und speziellen Befugnissen) errichtet, was auch für die Intransparenz der finanziellen Transaktionen wichtig war. Dulles baute also ein geheimes Netzwerk auf, das schnell reagieren und unerkannt geheime Aktionen ermöglichen konnte, deren Umfang und Ziele jeglicher Kontrolle durch Außenstehende entzogen waren.

Das Verwirrspiel war aber nicht nur eine Tarnung nach außen, sondern auch nach innen: denn tauchte z.B. ein Offizier der Marine in einer anderen Schaltstelle der Macht auf, war nicht mehr zu erkennen, ob er „echt“ oder ein Agent der CIA war. Selbst im Büro des Verteidigungsministers wurden CIA Leute platziert (z.B. Colonel Edward Lansdale, der eine zentrale Rolle bei der Ermordung Kennedys spielte), von denen alle dachten, sie seien ganz normale Angestellte, die aber von der CIA bezahlt wurden. Lansdale wurde, so Prouty, sogar zum “General” der Airforce befördert, nur weil Allen Dulles ihn dafür vorgeschlagen und damit er im Pentagon mehr Einfluss und Zugang zu Informationen hatte.

Und solche Leute gab (und gibt) es – nach Aussagen von Prouty – auch, im Außenministerium, sogar im Weißen Haus (McGeorge Bundy war ein solcher „CIA-Maulwurf“ im Kabinett von Präsident Kennedy.) Diese Unterwanderung aller Regierungsbereiche machte Dulles zu einem sehr mächtigen und gefährlichen Mann (mächtiger als der Präsident …wie man am 22. November 1963 sehen konnte ..)

(Fortsetzung folgt …)

 

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