SHIT HAPPENS (2): Das Kommt Mir Spanisch Vor …

SPIN ALARM! (Mein angekündigter Beitrag zum Thema Gentechnik -Was hat die mit der Gefährlichkeit von Bakterien zu tun? – folgt  deshalb später)

Während die Gemüse-Panik also, wie erwartet, immer mehr um sich greift, betätigt sich die Presse, wie immer, als Wiederkäuer der  monoklonalen Agenturmeldungen, deshalb schreiben auch alle, mit kleinen Variationen, das gleiche.

Ein bisschen Panikmache fördert die Auflage, das ist ja normal, aber es wird gefährlich – im demokratischen Sinn – wenn die Medien eine Stimmung erzeugen, die auf Schüren von Emotionen und nicht auf Fakten beruht. Niemand von uns möchte gerne an einer blutigen Durchfallerkrankung leiden oder gar an Nierenversagen sterben, doch Vorsicht und Hygiene ist eine Sache, Verdummung und Irreführung eine andere. Was ist damit gemeint?

Wenn  man sich die Presseberichte ansieht, fällt bereits auf, dass sich niemand die Mühe macht, einmal die Quellen der Information näher zu untersuchen bzw. die Übereinstimmung ihrer Aussagen zu überprüfen (wir kennen das ja aus den zahllosen Krimisendungen im Fernsehen …). Das ist aber sehr aufschlussreich und hilft, zu erkennen, was wahr und was Stimmungsmache bzw. Propaganda ist.

1-„BIO-BASHING“  STATT ECHTER AUFKLÄRUNG

Der ORF (österreichische Rundfunk)  meldete heute folgendes:

 „Nun ist wegen des EHEC-Keims, der eine Durchfallepidemie insbesondere in Deutschland auslöste, auch in Österreich eine Rückrufaktion gestartet worden […]

Das Gesundheitsministerium  fordert nun die Konsumenten auf, aus diesen Geschäften bezogene spanische Gurken, Paradeiser und Melanzani auf keinen Fall zu verzehren, sondern zu vernichten. …“

Sucht man die Quelle dieser Meldung im Internet, findet man folgendes:

Die AGES [privatwirtschaftlich orientierte Agentur mit Verbindung zu öffentlichen Stellen; getarnt als „Public Private Partnership“ ] gibt im Auftrag des  Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) bekannt, dass geringe Mengen von spanischen Gurken, die im Verdacht stehen, mit EHEC-Keimen belastet zu sein können, über deutsche Großhändler auch nach Österreich gelangt sind.

Wie über das Europäische Schnellwarnsystem RASFF am 28.05.2011 um 21.30 Uhr gemeldet wurde,  wurden spanische Bio-Schlangengurken des Erzeugers Frunet S.L. von den Firmen Dennree GmbH und Ökoring Handels GmbH, Deutschland, an Einzelhändler in Österreich geliefert.“

Auf der Website des österreichischen Gesundheitsministeriums findet man jedoch bei genauerem Hinsehen Informationen, die weniger geeignet sind, wieder einmal auf „Bio“ hinzuhauen und vom eigentlichen Problem (der industriellen Landwirtschaft) abzulenken:

EHEC in spanischen Gurken nachgewiesen

„Am 26.5. teilten die deutschen Behörden über das RASFF-System mit, dass bei zwei Gurken aus Spanien von zwei verschiedenen Erzeugerfirmen (ein Bioprodukt, ein herkömmliches) EHEC-Bakterien festgestellt wurden. In dieser Meldung war keine Lieferung nach Österreich angegeben. Noch ist nicht eindeutig klar, ob es sich um denselben Keim handelt, der bei Erkrankten auftritt.

Auch wurde über RASFF mitgeteilt, dass bei einer Gurke eines holländischen Vertreibers EHEC-Bakterien festgestellt wurden. Die Herkunft des Produktes ist derzeit noch unklar. Die holländischen Lebensmittelbehörden ermitteln.

Am späten Abend des 28.5. wurde über das RASFF-Schnellwarnsystem gemeldet, dass geringe Mengen der spanischen Biogurken, bei denen EHEC-Keime nachgewiesen wurden, über zwei deutsche Großhändler auch nach Österreich gelangt sind. …Beide Großhändler haben gleich nach Bekanntwerden des positiven Ergebnisses einen Lieferstopp und Rückruf durchgeführt. Der Rückruf betrifft auch Tomaten und Melanzani, sodass insgesamt 33 Betriebe in Österreich betroffen sind..  Die Produkte sollen keinesfalls verzehrt werden. „

Das klingt ziemlich dramatisch. Doch etwas weiter unten steht dann:

Diese Information erfolgt vorsorglich und besagt weder, dass die in Österreich vertriebenen Gurken tatsächlich mit EHEC-Keimen belastet sind noch dass diese Gurken die Ursache für die Erkrankungswelle in Deutschland sind.“

Was in der „RASFF“ Notifikation  wirklich stand, können sie hier lesen:(nur eine einzige Bio-Probe wurde gezogen, die zweite konventionelle – verschwand die und was ist mit der Ware aus Holland?)

2- DIE GRÖSSERE (?) GEFAHR: EHC

Die „EHC“ ist meine Abkürzung für „Europäische Heuchler Commission, die normalerweise mit „EUC“ abgekürzt wird (ohne Heuchler natürlich). Wenn ich Herrn Barroso nur sehe, kommt mehr Übelkeit auf, als  ein Bakterium je auslösen kann .. . Aber Schluss mit der Polemik und zurück zu den Fakten:

Auch die EU-Kommission (unsere obersten, ungewählten Herrscher) hat natürlich ihren Senf zum EHEC Drama dazugegeben und eine Pressemeldung lanciert, darin heißt es erstaunlicherweise:

Die deutschen Behörden haben … die Kommission darüber informiert, dass sie Gurken aus biologischer Landwirtschaft (original: organic cucumbers) aus zwei spanischen Provinzen … als eine der (Infektions-)Quellen identifiziert haben. Es sind weitere Untersuchungen im Gange, um andere potentielle Quellen zu ermitteln, während eine dritte Charge von Gurken, die aus den Niederlanden kommt, auch untersucht wird.“

Wenn wir diese Meldung mit der oben angeführten des österreichischen BMG vergleichen, fällt auf, dass die „konventionelle“ oder „herkömmliche“ Gurke jetzt verschwunden ist  und nur mehr die „Biogurke“ am Pranger steht. Das ist doch äußerst interessant, oder?

Und mittlerweile kümmert sich auch niemand mehr um die Gurken aus Holland, während Spanien als „Bösewicht“ gebrandmarkt wird und die spanischen Gemüsebauern vor dem Ruin stehen. Ist das alles Zufall oder Inkompetenz?

Wer immer diese Pressemeldung lanciert hat, ist jedenfalls nicht besonders intelligent, oder sehr nachlässig, denn es geht so weiter:

The E. Coli outbreak is responsible for two deaths in Germany, while a total number of 214 cases have been recorded therealmost seven out of 10 (68%) concern women. …..

Die 214 Fälle, die hier zitiert werden, ist aber nicht die Zahl der EHEC-Infektionen, (die natürlich bei mehreren hundert, inzwischen bei tausend liegt) sondern die Zahl der HUS-Fälle (inzwischen 276), also jener schweren Komplikation, die in Deutschland viel häufiger aufgetreten ist, als sonst üblich. Das Robert-Koch Institut dazu:

„Das hämolytisch-urämische Syndrom (kurz: HUS) ist eine schwere, manchmal todliche Komplikation, die u. a. bei bakteriellen Darminfektionen mit enterohamorrhagischen Escherichia coli (EHEC) auftreten kann. Das Vollbild des HUS ist charakterisiert durch akutes Nierenversagen, hamolytische Anamie (Blutarmut) und Thrombozytopenie (Mangel an Blutblattchen). Typischerweise gehen dem enteropathischen HUS blutige Durchfälle voraus. Pro Jahr werden dem RKI durchschnittlich etwa 1.000 symptomatische EHEC-Infektionen und etwa 60 HUS-Falle, zum größten Teil Kinder betreffend, übermittelt.

Ein Grund, warum diese Erreger so gefährlich sind, ist auch, dass diese sehr und mehrfach-resistent gegen Antibiotika (AB) sind; eine Behandlung mit Antibiotika würde die Ausschüttung der Toxine (Giftstoffe) sogar noch verstärken!

Hier eine beeindruckende Liste von AB, die der aktuelle Erreger O 104:H4 problemlos ausschaltet:

Ampicillin, Amoxicillin/Clavulansäure, Piperacillin/Sulbactam, Piperacillin/Tazobactam, Cefuroxim, Cefuroxim-Axetil, Cefoxitin, Cefotaxim, Cetfazidim, Cefpodoxim, Imipenem, Meropenem, Amikacin, Getamicin, Kanamycin, Tobramycin, Streptomycin, Nalidixinsäure, Ciprofloxacin, Norfloxacin, Tetracyclin, Nitrofurantoin, Trimethoprim/Sulfamethoxazol, Chloramphenicol, Trimethoprim/Sulfamethoxazol-Kombination, Tetracyclin

Ob die Pharmaindustrie wirklich weiß, mit wem sie es hier zu tun hat? Wenn es ein Lebewesen gibt, für das der Satz „Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter“ gilt, dann sind es (E.Coli) Bakterien, die der Mensch gewaltig unterschätzt und als „Klonmaschine“ für künstliche Genkonstrukte verwendet (mehr dazu folgt)

Der Bakterienstamm ist also wirklich ein formidabler „Gegner“, umso wichtiger ist es festzustellen, woher er wirklich kommt (wieso sich die gefährlichen  E.Coli Bakterien im Darm der Rinder so vermehren, habe ich ja in meinem ersten Beitrag erläutert…), anstatt Tonnen von Gemüse zu vernichten, während andere Menschen hungern.

FAKTEN ÖSTERREICH

  • ·   Bei keiner einzigen Gemüsesorte aus Spanien  wurde in Österreich  das EHEC Bakterium nachgewiesen. Alle bisher gezogenen Proben von Lebensmitteln waren nicht zu beanstanden. 2010 wurden Erreger nur in Rohwürsten gefunden.
  • ·   Bei keinem einzigen Bioprodukt wurde EHEC nachgewiesen.
  • ·   Es gibt keine Erkrankungsfälle in Österreich (2 Fälle von deutschen Radtouristen, die sich in Österreich aufhalten, aber vor kurzem in Norddeutschland waren; sie sind beide schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden).
  • ·   Der in Deutschland als (ein) Auslöser identifizierte Bakterienstamm (STEC O104:H4) wurde in Österreich heuer weder bei Menschen noch bei Tieren oder Lebensmitteln nachgewiesen.

 

 

 

 

FAKTEN ALLGEMEIN

1- Es gibt keinen einzigen Beweis dafür, dass die Quelle der Kontamination in Spanien liegt.

Die Firma Frunet liefert hunderte Tonnen von Gemüse nach Deutschland und Skandinavien, nur ein kleiner Teil davon wird in Hamburg bzw. Schleswig-Holstein konsumiert. Der Bio-Anteil ist vergleichsweise winzig. Wieso werden nur Leute aus Norddeutschland krank bzw. Leute, die kürzlich dort waren?

„… Auch im Ausland verbreitet sich der Erreger. Schweden hatte 25 nachgewiesene Ehec-Erkrankungen, Dänemark sieben, Großbritannien drei, Österreich zwei und die Niederlande eine.“ (Quelle: Stern)

Gefährlicher Keim breitet sich in Europa aus

Meldungen, wie diese sind falsch und sehr irreführend. Die FAZ relativiert zwar im Artikel u.a.:

SCHWEDEN: Zum Wochenauftakt war eine Reisegruppe von zwölf Golfspielern nach der Rückkehr aus Norddeutschland an den typischen Symptomen erkrankt.“

Doch die Schlagzeile suggeriert, hier bahne sich eine Epidemie an und ist somit auch eine Form von Panikmache. Die Europäische Behörde für Seuchenkontrolle ECDC  klärt auf:

„Other Member States have also reported HUS cases: UK (2), Denmark (3) and Netherlands (1). One of the UK cases has been confirmed as STEC O104. Both of the UK cases are German nationals. The Danish HUS cases have yielded isolation of STEC strain, which is eae-negative and Stx1/Stx2-positive. One of the Danish cases is a German national, and both cases have travelled to Germany. The Dutch case had been visiting Hamburg on 15 May, three days before the onset of illness.”

Alle Erkrankten im Ausland waren kürzlich in Norddeutschland, einige davon sind Deutsche (Menschen können sich natürlich auch untereinander anstecken, wenn es an Hygiene mangelt).

Das ECDC hat weiters diese  Informationen veröffentlicht:

„Der STEC Ausbruch, der aus Deutschland berichtet wird, ist deshalb auffällig, weil binnen kurzer Zeit so viele  schwere Fälle gemeldet wurden: 276 HUS Patienten und zwei Tote in nur wenigen Wochen. Eine große Mehrheit der Fälle sind erwachsene Frauen. Das bedeutet, dass mehrere hundert schwere Erkrankungen noch zu erwarten sind.

Weitere 15 HUS-Fälle sind außerhalb Deutschlands aufgetreten. Alle sind mit Reisen nach Norddeutschland verbunden. Das wahre Ausmaß dieses Ausbruchs an Darminfektionen wird sich in den nächsten Wochen zeigen, wenn die Falldefinitionen harmonisiert wurden und die Dokumentationsprobleme gelöst wurden.“

2 -Es gibt keinen einzigen Beweis dafür, dass Biogurken (oder andere Biogemüse durch den Anbau an sich) für Infektionen in Deutschland verantwortlich sind.

Zwei Gurken zu untersuchen, und daraus eine Gefahr für alle Gurken (oder gar Gemüse) aus Spanien zu machen, ist absurd und wissenschaftlich unhaltbar. So schreibt auch das Robert-Koch-Institut in einer Aussendung:

… ist nicht auszuschließen, dass auch … andere Lebensmittel als mögliche Infektionsquelle in Frage kommen. Die Studie war darüber hinaus auf Hamburg begrenzt, sodass die Ergebnisse nicht mit Sicherheit auf das Gesamtgeschehen übertragen werden können. Fragen nach den Bezugsquellen der Lebensmittel ergaben bislang ein uneinheitliches Bild.“

Auch das ECDC weist darauf hin, dass weder Zeitpunkt noch Ort der Kontamination mit den gefährlichen Bakterien  geklärt wurden und dass es zweifelhaft sei, dass die Ergebnisse der kleinen Probe aus Hamburg auf ganz Deutschland übertragen werden können. Die definitive Quelle der Infektion muss erst noch gefunden und bewiesen werden.

…Samples of fresh cucumbers taken in Hamburg tested positive for STEC, however, the exact time and place of contamination remains unclear.

It is unclear whether the results from Hamburg can be extrapolated to the whole of Germany. Furthermore, it cannot be excluded that an alternative food item is the vehicle of infection. The definite source of the infection remains to be confirmed.

Die Schlussfolgerung der ECDC lautet:

Der Ausbruch von STEC / HUS Erkrankungen ist (für diesen Kurzen Zeitraum) bedenklich hoch, mit einer untypischen Verteilung nach Alter und Geschlecht, doch es gibt bis dato keine Beweise dafür, dass irgendein potentiell kontaminiertes Nahrungsmittel außerhalb Deutschlands vertrieben wurde (was sehr interessant  ist ..) und dass der  Wirkungsbereich des Erregers  auf Deutschland beschränkt sei.

Gründliche Untersuchungen seien im Gange um die Quelle der Infektion zu finden und um die Dimension des Risikos richtig beurteilen zu können.

Quelle: Outbreak of Shiga-Toxin Producing E-Coli (STEC) in Germany

Es besteht also überhaupt kein Grund, sämtliches Gemüse aus Spanien unter Generalverdacht zu stellen, oder kein rohes Gemüse mehr zu essen (gründliches Waschen ist ja wohl üblich), schon gar nicht Biogemüse zu meiden.  Einfach deshalb, weil diese auch sehr viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe enthalten, die unser Immunsystem stärken und wenn sie – mit der und nicht gegen die Natur – angebaut wurden, umso besser. (Vergessen wir nicht, bevor die chemische Industrie ihre ehemaligen Kriegschemikalien in die Landwirtschaft umgelenkt hat, war alles „Bio“ – siehe dazu auch die wunderbare  Vandana Shiva )

(Übrigens, ich esse nur Biogemüse (täglich Salat, Gurken, Tomaten- auch heute) und es geht mir und meiner Familie prima)

Die Quelle des Problems ist die industrielle Tierhaltung (siehe dazu Teil 1 von SHIT HAPPENS), der globale undurchsichtige Handel mit Lebensmitteln über tausende Kilometer; brutale Preiskonkurrenz, die zu Qualitätsverlust und höherem Risiko führt (für Gesundheit und Umwelt) und eine irrsinniges Wirtschaftsdogma, das „Wachstum und Wettbewerb“ zum quasi-religiösen Status erhoben hat, dem sich alles unterordnen muss (Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mitgefühl, Tiere als gleichwertige Lebewesen zu betrachten, etc.)

Zum Abschluss noch eine schöne Animation, in der gezeigt wird, wie es die Bakterien schaffen, in die Zellen der Darmschleimhaut einzudringen (die ja- wie alle Zellen, eigentlich „zu“ sind, und nur durch Freisetzung bestimmter Proteine ein Andocken bzw. Eindringen fremder Organismen zulassen)

 

(Die Untertitel sind in Englisch und für Menschen, die sich gar nicht mit Molekularbiologie befasst haben, schwer  zu verstehen, aber trotzdem interessante Bilder…)

Leichter verständlich, ein Video aus Österreich, dass über die Risiken und Gefahrenquellen  aufklärt:

VIDEO über Ansteckung und Vermeidung (AGES)

 

 

 

 

SHIT HAPPENS (oder „Die Killergurken“)

E.Coli Bakterien

 das ist die Schlagzeile, die man als Zusammenfassung der Pressemeldungen über die gefährlichen „EHEC-Bakterien“ in seinem Gedächtnis abspeichern könnte. Angst und Unsicherheit führen zu gewaltigen Umsatzeinbrüchen bei den betroffenen Nahrungsmitteln (Gurken, Salat, etc.) – so titelt der Stern etwa:

Bauern shreddern ihr Gemüse

Die Medien berichten, dass der EHEC Erreger auf spanischen Gurken nachgewiesen wurde (auf 3 von 4 Gurken – woher kam die vierte?), doch das sagt nichts über die tatsächliche Quelle der Verseuchung aus.

Während also die „Gemüsepanik“ um sich greift, wird die eigentliche Ursache des Problems so gut wie gar nicht erwähnt. Das ist ja auch kein Zufall, denn die „moderne Landwirtschaft“ steht nicht gerne am Pranger und die Politiker, die sie vorantreiben, schon gar nicht. Schauen wir uns also die Sache in einem größeren Kontext an, um herauszufinden, wo die Wurzel des Übels wirklich liegt:

1 -Was sind E.Coli (bzw. EHEC) Bakterien und woher kommen sie?

E. Coli (Escherichia coli) sind eine große Gruppe von Bakterien, die im Darm von Säugetieren und Menschen vorkommen. Sie sind im Allgemeinen nicht gefährlich, sondern ein nützlicher Bestandteil der natürlichen Darmflora, deren „Gesundheit“ vor allem von unserer Ernährung, aber auch von anderen Lebensgewohnheiten beeinflusst wird (seelischer Stress, Bewegung, Rauchen, andere Umweltgifte, etc.) Entscheidend ist, dass die Darmflora „im Gleichgewicht“ ist, also nicht ein Mikrobenstamm quasi die „Überhand“ gewinnt, während andere dezimiert bzw. unbeabsichtigte genetische Mutationen ausgelöst werden (was z.B. durch leichtfertige und häufige Einnahme von Antibiotika passieren kann – mehr dazu später).

Es gibt neben den harmlosen Varianten auch gefährliche Stämme von E. Coli,  die man als pathogen, also krankmachend bezeichnet. Meistens werden sie in Verbindung gebracht mit Durchfallerkrankungen, aber es gibt auch Arten, die Infektionen der Harnröhre oder der Atemwege (bis zur Lungenentzündung) auslösen können.

Shiga Toxin Molekül

Sehr gefährlich sind die so genannten STEC- Infektionen:  Das „ST“ steht für Shiga- (ähnliches) Toxin, ein sehr gefährlicher Giftstoff, der eigentlich von einer anderen Bakterienart stammt: Shigella dysenteriae. Vermutlich wurde die Fähigkeit, diesen Giftstoff zu produzieren, durch horizontalen Gentransfer zwischen den beiden Bakterienarten vermittelt. (Was das ist, wird im nächsten Teil erklärt).

Manchmal werden sie auch VTEC oder  – wie jetzt in Deutschland – EHEC genannt, das steht für enterohaemorrhagische E.Coli: das bedeutet, es schädigt die Darmschleimhaut, und löst gefährliche Blutungen aus; Enteritis = Darmentzündung)

Die  gefährlichste Unterart (in den USA und später auch weltweit), auch Serotyp genannt,  ist O157: H7. Aandere Serotypen, die  Krankheiten auslösen sind z.B. 026, 0111 und 0104, das in Deutschland bei vier Patienten nachgewiesen wurde.

Darm eines infizierten Hundes

2 – Wie kommt ein „Darmbakterium“ auf Gemüse?

Das ist wohl eine zentrale Frage in diesem  Puzzlespiel und die Aussagen dazu sind eindeutig: die Hauptquelle für Infektionen mit pathogenen E.Coli Stämmen ist das Rind im Kontext der industriellen Landwirtschaft, deshalb heißt diese Krankheit auch in den USA  scherzhaft  „Hamburger Disease“.

In den USA trat 1982 erstmals eine Infektion mit „STEC“ Bakterien auf. Die „Prävalenz“, also die Häufigkeit der Erkrankungen nahm seither ständig zu: Heute werden pro Jahr 110.000 Fälle in den USA registriert, Tendenz (weltweit) steigend, 30 Länder haben seither Infektionen gemeldet.  In Großbritannien sind es 40.000 jährlich. Die Inkubationszeit dauert nur wenige Tage und es ist nur eine sehr geringe Menge an Bakterienmaterial erforderlich (10 sollen schon genügen). Die größte direkte Infektionsquelle ist der Rindermist, also die Ausscheidungen der Tiere, aber auch unpasteurisierte Milchprodukte, rohes Fleisch, kontaminiertes Wasser (getrunken, zur Bewässerung von Feldern oder zum Schwimmen genutzt) und schlechte Hygiene (WC Besuch ohne Hände waschen!). Die Bakterien sind aber auch leicht durch „Schmierinfektion“, also von Mensch zu Mensch übertragbar. Schweine und Vögel können die Verbreitung fördern, ohne selbst betroffen zu sein.

Man könnte denken, Rinder (und andere Wiederkäuer) seien ein „natürliches“ Reservoir für diese Krankheitserreger …Ist das wirklich so simple?

3- Wieso nimmt die Ausbreitung von EHEC  zu (und ihre Gefährlichkeit für Menschen)?

Das CDC erwähnt auf seiner Homepage [unter der Rubrik Incidence] en passant, dass EHEC Infektionen in den Entwicklungsländern eher selten sind – was können wir daraus schließen? Einen Zusammenhang zwischen Massentierhaltung, industrieller Landwirtschaft und dem vermehrten Auftreten neuer Infektionskrankheiten als Folge der „modernen Methoden“ in der Tierhaltung? Präventiver Einsatz von Antibiotika in der Tiermast? Grauenvolle Zustände, in denen Tiere wie Produktionsmaschinen behandelt werden, die nie die Sonne sehen, sich frei bewegen können oder ihre sozialen Bedürfnisse ausleben dürfen?

Hier tun sich Abgründe auf, die wir gerne verdrängen – besonders die Einkäufer von „Billigfleisch“, aber auch Politiker ,Wirtschafts-Gurus und Journalisten tun so, als ob dieser Wahnsinn nicht nur normal, sondern ein Zeichen des Fortschritts in der Landwirtschaft wären, eine Steigerung von „Effizienz“ und “Produktivität“.  Demgegenüber steht der gern belächelte Öko-Romantiker, der Kühe auf grünen Wiesen sehen möchte und Schweine, die sich im Dreck wälzen dürfen und dafür auch noch gerne mehr bezahlt.

Und dann kommen die „Experten“, die uns weismachen, es gäbe keinen Beweis dafür, dass „Bio“ und „Öko“ gesünder wäre als  „konventionell“ und außerdem könne sich ja nicht jeder die höheren Preise leisten, die moderne Landwirtschaft sei einfach kosteneffektiver, oder?

Spätestens jetzt ist es notwendig, einmal der Wahrheit die Ehre zu geben, um den Irrsinn der industriellen Agrarproduktion endlich bloßzustellen:

Es gibt eine klare Korrelation zwischen der „Besatzdichte“ (Konzentration der Tiere auf engem Raum) und dem HU-Syndrom bei Kindern (Studie in Frankreich, Zeitraum: 1996-2001). Die „intensive Tierhaltung“ begünstigt also die Vermehrung und die Verbreitung dieser gefährlichen Mikroben,  besonders in den „CAFOS“, das sind riesige Mastbetriebe, mit mehr als tausend Tieren (manchmal sogar 10.000 …). Die Unmengen an Gülle und Mist sind nicht nur ekelhaft, sondern auch schwer zu „entsorgen“, deshalb werden sie oft illegal ausgetragen und kontaminieren so Boden und Wasserquellen. 2006 kam es in den USA zu schweren Erkrankungen, weil das Bewässerungssystem für Spinatfelder in Kalifornien mit dem EHEC „Abwasser“ eines angrenzenden Mastbetriebes verseucht war.  In Kanada wurde die Wasserquelle einer ganzen Stadt durch Überlaufen einer riesigen  „Gülle-Lagune“ mit gefährlichen Keimen infiziert ….

4 – Warum ist es  ziemlich bekloppt, „Kraftfutter“  an Wiederkäuer zu verfüttern?

Bereits im Jahr 2000 wurden Studien  veröffentlicht, die einen klaren Zusammenhang zwischen der dominanten Getreidefütterung und der dramatischen Vermehrung von pathogenen e.coli Bakterien im Dickdarm der Rinder aufzeigten. Konsequenzen? Keine. Einige Jahre später machte man erneut eine erstaunliche wissenschaftliche Beobachtung:

Als man das Futter für Rinder von Getreidepellets (90% Mais und Soja) auf Grünfutter umstellte, verringerte sich nach nur fünf Tagen die Zahl der E.Coli Bakterien im Dickdarm um das 1000-fache. Dazu wurde noch festgestellt, dass die Fähigkeit dieser Stämme, einen “Säureangriff“ zu überleben, durch das Grünfutter entscheidend abnahm bzw. die Population der säureresistenten Stämme um das 100.000-fache kleiner wurde. (Außerdem enthält Grünfutter Tannine und andere Polyphenole, die hemmend auf das Bakterienwachstum wirken, und das Immunsystem der Tiere auf natürliche Weise stärken.)

Wieso ist das wichtig?  Weil unser Immunsystem ja einen wichtigen Helfer hat: die Magensäure, die vielen unerwünschten Eindringlingen den Garaus macht, also auch Bakterien ins Jenseits befördert. Warum können dann die EHEC Stämme den Magen passieren? Weil sie quasi durch einen permanenten Säureangriff so  (genetisch) trainiert wurden, dass ihnen die Magensäure nichts mehr anhaben kann. Was hat das mit Getreidefutter  zu tun?

Das Verdauungssystem von Wiederkäuern ist für faserreiches GRÜNFUTTER ausgelegt und nicht für Getreide  wie Mais oder Soja (das noch dazu tausende km transportiert wird und 10-mal soviel Menschen wie Tiere ernähren könnte, wenn die pflanzlichen Kalorien direkt aufgenommen würden). Nach Aufnahme großer Mengen leicht verdaulicher (fermentierbarer) Kohlenhydrate, werden bei deren Abbau große Mengen organischer Säuren gebildet (im Pansen)  und in der Folge verändert sich das bakterielle bzw. mikrobielle Gleichgewicht. Die Stärke kann im Pansen nicht vollständig abgebaut werden und so wird sie im Dickdarm vergoren, wobei Zucker entsteht, der wiederum ein hervorragender Nährboden für die gefährlichen E.coli Stämme ist.

Der Fachmann spricht von SARA: subakuter ruminaler Azidose, die durch einen hohen Kohlenhydratanteil im Tierfutter erzeugt wird. Die Folge ist die explosionsartige Vermehrung von EC Keimen mit „Virulenzgenen“, die die Entstehung von Entzündungen (Immunreaktion) begünstigen, u.a. auch  des Euters, also der Mastitis bei Milchkühen. Dann kommen noch mehr Antibiotika, die die Widerstandskraft der Bakterien noch mehr herausfordern  (Hypermutationen erzeugen Resistenz), der Teufelskreis geht weiter – bloß nicht das Denkgebäude einstürzen lassen, das den ganzen Irrsinn hervorgebracht hat.

Uns fragt ja keiner ...

So macht man also aus symbiotischen Organismen in Rindern durch „moderne Fütterungsstrategien“ und „effiziente Haltung“  ein immer größeres Reservoir für mutierende und zunehmend resistente Infektionserreger, die Menschen und Tiere gefährden,  aber in der ökonomischen und intellektuellen Bilanz der „modernen Landwirtschaft“ nicht auftauchen (dazu gehören natürlich auch: BSE, Geflügelpest („Vogelgrippe“ und SARS), etc.

Die Bakterienlast (Krankheitserreger) könnte also erheblich reduziert werden, wenn die Tiere artgerecht gehalten werden: auf der Weide, mit Licht und Bewegung, hauptsächlich Grünfutter statt Getreide (das noch dazu große ökologische Probleme verursacht, weil transgener Mais  bzw. Soja durch unlautere Methoden immer mehr verbreitet wird). Gesündere Tiere, weniger Kosten für die Bauern, gesündere Lebensmittel, weniger Umweltbelastung, weniger klimaschädliche Emissionen, etc.. Doch was passiert?

Die mächtige, von wenigen Konzernen beherrschte Futtermittelindustrie bzw. die  „geistigen Eigentümer“ der patentierten Getreidesorten wehren sich mit allen Mitteln gegen eine Änderung des etablierten Systems. Schließlich verdient man sich dumm und dämlich damit.

Und außerdem ist eine Vernunft basierte Lösung nicht erwünscht. Es muss der „Markt“ das letzte Wort haben, soll heißen: ein selbst geschaffenes, systematisches Problem wird nicht an der Wurzel gelöst, sondern als neue „Marktchance“ gesehen: die Tiere werden also weiterhin konsequent durch falsche Ernährung und stressvolle Haltung chronisch übersäuert, wodurch viele Krankheiten entstehen. Doch anstatt diese zu verhindern, will man damit auch noch verdienen.

So werden z.B. Patente für Medikamente angemeldet, die die Azidose bekämpfen sollen: z.B. Amylasehemmer, an denen dann wiederum die großen Pharmakonzerne verdienen.

Ein Satz aus der Patenanmeldung zeigt, wie diese Leute denken:

„Es wird geschätzt, dass Pansen-Azidose und dazu in Beziehung stehende Probleme die Tierindustrie aufgrund verlorener Leistung mehr als 1 Milliarde Dollar pro Jahr kosten.“

Beachten Sie das Wort „Tierindustrie“ und die Sorge um „verlorene Leistung“ (man könnte also noch mehr Profit aus den Hochleistungsrindern herausholen …)

Damit kommen wir zu einem sehr wichtigen Aspekt dieses Problemkreises: Antibiotika &  Biotechnologie, der im nächsten Beitrag behandelt wird:

5 – Was hat die Gentechnik mit den (EC) Infektionen zu tun?

Für mehr Hintergrundinformation und Kontext zu den Auswirkungen der „modernen“ Landwirtschaft bitte auch meine früheren Beiträge (tag: „Landwirtschaft“) ansehen …

 

A Whiter Shade of Pale: Plutonium für Alle

Fukushima? Schnee von gestern? Schön wär’s … doch ein Problem geht nicht weg, nur weil man es bagatellisiert.

Noch immer hören wir Phrasen wie „es wird noch einige Monate dauern, bis man die Atomanlage unter Kontrolle bringt …“ Doch das ist 100% Bullshit. Die „Kontrolle“  über dieses nukleare Trümmerfeld kann nie wieder hergestellt werden und das Ausmaß der Katastrophe wird noch immer heruntergespielt:

  • Kernschmelze in Reaktor 1
  • Grundwasser verseucht (Anlagen 1-3 haben „Lecks“; Anlage 4 „neigt sich“)
  • Massive Explosion im Reaktor 3 (Abklingbecken samt Brennstäben in die Luft geflogen)
  • Folgen: Land, Lebensmittel und Wasser mit Uran und Plutonium verseucht (weltweit messbar)

Die Explosion im Reaktor 3 wurde mit der Kamera festgehalten: Die gewaltige Sprengkraft war sichtbar, denn Material aus dem Reaktor wurde so hoch in die Luft geschossen, dass man es gerade noch im Videoframe sehen konnte. Auf dem Video sieht man auch einen „rot-gelben Blitz“, also eine Explosionsflamme, die nur bei diesem Reaktor gebildet wurde:

Obwohl es noch Debatten darüber gibt, ob das Reaktordruckgebäude noch intakt ist, besteht kein Zweifel daran, dass vom Abklingbecken Nr. 3 nicht mehr viel übrig ist: (Klicken sie auf das Bild – wo „SFP“ in grün steht, war mal das Abklingbecken …)

Dieser Pool enthielt mehrere hundert Tonnen ausgelagerten MOX Brennstoff. Das Material (Uran und Plutonium)  wurde durch die enorme Explosion (zumindest teilweise) pulverisiert und als giftiger „Feinstaub“ (Nanopartikel, die so winzig sind, dass sie alle Barrieren des Immunsystems durchdringen)  rund um Fukushima großflächig verteilt, und zwar in einem wesentlich größeren Radius als im Falle von Tschernobyl. Das ergibt sich aus den Strahlungswerten, die noch in einer Entfernung von 60 km gemessen wurden. Die Dosisraten waren höher als 20 micro Sievert pro Stunde und trotzdem wurde niemand evakuiert. Warum nicht?

Damit keine „Panik“ ausbricht – nicht in der Bevölkerung, die wird sowieso in Japan seit Jahren für dumm verkauft, sondern bei den „Investoren“, den „Börsianern“, der Finanzoligarchie, den Währungsspekulanten. Wenn die das „Vertrauen“ in die japanische Wirtschaft verlieren, weil die wahren, astronomischen Kosten dieser nuklearen Katastrophe ans Tageslicht kommen – das wäre ein Super-GAU der finanziellen Art, der um jeden Preis verhindert werden muss. Da kann man Kindern doch ruhig die 20- oder 50-fache Strahlungsdosis zumuten ohne mit der Wimper zu zucken, oder?

Dr. Chris Busby, ein engagierter Wissenschaftler, der sich seit Jahren für eine Aufklärung der Bevölkerung bzw. ein Ende der Vertuschung der enormen Gefahren der Atomkraft (auch im „Normalbetrieb“!) engagiert, sieht die Erklärung für die enorme Wucht der Explosion in einer „spontanen“ Kernspaltung, Nuklearexperten sprechen von „instant criticality“: d.h. es kommt auch nach „Abschaltung“ zu einer Kettenreaktion …

Wie das im Reaktor 3 passieren konnte, erklärt Dr. Busby so:

Die Schmelz- bzw. Siedepunkte  von Plutonium und Uran sind nicht gleich. Der Schmelzpunkt von Plutoniumoxid (im MOX Brennstoff) ist 2701 Grad Celsius, aber der von Uranoxid 3120 Grad. Wenn also eine Mischung dieser beiden zu sieden  beginnt, kommt es zu einer fraktionierten Destillation des Plutoniumoxids, also zu einer chemischen Abscheidung (Wasser <> Dampf), so wie bei der Destillation von Alkohol.

Das Plutonium wird daher im Dampf bzw. dort örtlich konzentriert, wo sich der Dampf als Kondensat niederschlägt (wo es also am kühlsten ist). Dies führt unweigerlich zu einer nuklearen Explosion, wenn die Konzentration des Plutoniums den kritischen Punkt für eine Kettenreaktion erreicht hat.

Dabei ist auch zu bedenken, dass Plutonium nicht nur in Reaktoren  vorhanden ist, die mit MOX-Brennstoff betrieben werden, sondern in jedem AKW  durch den Neutronenbeschuss des Uranbrennstoffs entsteht.

Auch in Tschernobyl wurde von einer „Wasserstoffexplosion“ gesprochen, doch neuere Forschungsergebnisse liefern starke Indizien dafür, dass diese Version nicht der Wahrheit entspricht: Jeder „Vorfall“ in einem AKW, bei dem Radioaktivität freigesetzt wird, hinterlässt eine eigene „Isotopen-Signatur“. Kernphysiker können also in der Zusammensetzung des radioaktiven Giftcocktails (und Kenntnis der „Historie“ des Reaktors) Informationen erkennen, die auf die Ursache der Freisetzung schließen lassen.

So haben zwei russische Forschungsteams das Spektrum der Gammastrahlen untersucht, die das herausgeschleuderte Material aus dem Reaktorkern Nr. 4 freigesetzt hat. Eine Gruppe hat sich auf die Isotopen Xenon 133 und 133 m konzentriert, die eine Halbwertszeit von 5,24 bzw. 2,19 Tagen haben. Das Vorkommen bzw. das mengenmäßige Verhältnis dieser beiden Spaltprodukte (22,4) ist ein klarer Hinweis darauf, dass eine nukleare Explosion stattgefunden  hat.

Die radioaktive Milch wird "entsorgt" ...

Der Grund, warum sowohl in Tschernobyl als auch in Fukushima der Eindruck erweckt wurde, es handle sich (nur) um eine Wasserstoffexplosion, liegt auf der Hand:

Wenn den Leuten klar wird, dass Atomreaktoren,  bei denen die Kühlung versagt, auch nach der „Abschaltung“ wieder einen kritischen Status erreichen können (es also wieder zu einer Kernspaltung bzw. Kettenreaktion kommen kann), dann ist das Märchen von der „friedlichen Nutzung der Kernenergie“ endgültig erledigt.

Dieser Vorgang der „spontanen Fission“ wird von Fachleuten als „prompt criticality“ bezeichnet und Dr. Chris Busby ist nicht der einzige, der dieses Szenario in Fukushima als sehr wahrscheinlich ansieht.

Auch der amerikanische Nuklearingenieur Arnold Gundersen, der jahrzehntelang in der Atomindustrie tätig war und auch im Untersuchungsverfahren nach dem „Unfall“ von Three Mile Island als Experte aussagte, ist überzeugt, dass hier eine „moderate“ atomare Explosion stattgefunden hat:

Gundersen erklärt hier auch den Unterschied zwischen einer „Detonation“ (Schockwelle  ist schneller als der Schall) und „Deflagration“ (Schockwelle breitet sich mit Schallgeschwindigkeit aus). Das Video zeigt deutlich, dass es sich hier um eine Detonation gehandelt hat und auch der Umstand, dass Teile der Brennstäbe noch in zwei Meilen Entfernung vom Reaktor gefunden wurden …)

Ein wissenschaftlicher Beweis für die Hypothese der nuklearen Explosion wäre leicht zu erbringen, man muss nur das Gammaspektrum untersuchen bzw. die radioaktive „Signatur“ der  Freisetzungswolke nach der Explosion im Reaktor 3. Vermutlich hat man das auch gemacht, doch die Ergebnisse werden natürlich geheim gehalten, sonst wäre nicht nur TEPCO erledigt, sondern auch der Mutterkonzern Toshiba, die Atomlobby in Japan (und wohl auch weltweit) , von der japanischen Regierung – die das Volk seit Jahrzehnten belügt, ganz zu schweigen.

Man liest, dass die Reaktoren  pro Tag 100.000.000.000.000 Becquerel freisetzen. ( 1 Becquerel ist ein radioaktiver Zerfall pro Sekunde). Das ist schon schlimm genug, sagt den Leuten jedoch wenig. Was das für die „Gesundheit“ der Chromosomen bedeuten kann, sehen sie hier (am Beispiel eines Hundes, der auch ein Opfer von Tschernobyl wurde:

Wir hören aber immer nur von Cäsium und radioaktivem Jod 131, dessen Halbwertszeit nur wenige Tage beträgt. Man kann also „Informationen“ herausgeben und gleichzeitig beruhigen, da die kurze Zeitspanne keine Panik in der Bevölkerung auslöst.

Doch von den anderen „verräterischen“ Nukliden hört man nichts – eben weil ihre Veröffentlichung die „Isotopen-Signatur“ der Katastrophe offen legen würde, also eine Art radioaktiver „Fingerabdruck“ wäre, der die Vorgänge in Fukushima transparenter machen könnte.

Und das geht nicht nur Japan etwas an.

In den USA (zB Americium, ein Zerfallsprodukt von Plutonium,  in New England) und auch in Europa sind Isotope aus Fukushima bereits gemessen worden  – tausende Kilometer weit weg und mögen die Werte auch „niedrig“ sein, unbedenklich sind sie garantiert nicht, denn wir wissen, dass diese geladenen Teilchen sich mit organischem Material verbinden und in der Nahrungskette konzentrieren.

Nicht zufällig hat die EU die Grenzwerte in Lebensmitteln dramatisch erhöht– doch die Medien interessieren sich mehr für den „Euro-Schutzschirm“, schließlich sind sie konditioniert worden, ihre Aufmerksamkeit auf finanzielle Dinge zu konzentrieren, nicht auf die Erhaltung bzw. Bedrohung unserer Lebensgrundlagen durch eine pathologische und fanatische Wirtschaftsideologie, die mehr Zerstörung und Elend auf der Erde anrichtet, als jeder angebliche „Terrorist“.

Dr. Busby fragt weiter: Was ist mit Strontium 90, Barium 140 und Uran, die sich in der Milch konzentrieren? Dringend benötigt werden Informationen über  folgende Radionuklide:

  • Tritium; Carbon-14; Plutonium 239, 238 u. 241
  • Uran 238 u. 235; Americium 241
  • Strontium 89 /90; Yttrium 90
  • Barium 140; Cobalt 60
  • Zirconium 95;  Niobium 95
  • Zink 65; Ruthenium 106
  • Silber 110m; Cerium 144
  • Mangan 54; Schwefel 35
  • Xenon 133 / 133 m / 135
  • Argon 41; Krypton 85

Erst wenn Informationen über die Häufigkeit bzw. das mengenmäßige Verhältnis dieser Isotope veröffentlicht werden, wird sich die Vernebelungstaktik der japanischen Regierung und der weltweiten Atomlobby bekämpfen lassen.

Doch kein Journalist drängt darauf und fragt danach, denn sie haben keine Ahnung von der Materie (… auf dem gleichen, bestürzend niedrigen Niveau werden auch Interviews über Gentechnik oder Nanotechnologie abgewickelt …). Es reicht doch, einen „Experten“ zu fragen – von wem der bezahlt wird, im Kontext von „Science for Sale“  (Privatisierung und Dominanz der staatlichen Forschung durch potente „Partner“ aus der Wirtschaft) hat auch nicht weiter zu interessieren.

Unsere Medienschafe sind darauf trainiert, die Presseaussendungen und Desinformation wiederzukäuen, die ihnen die Agenturen liefern und blöken harmonisch im Chor … „es wird noch einige Monate dauern, bis man die Anlage wieder  unter Kontrolle hat“ …  Schauen wir uns doch die Bilder noch mal an, was gibt es da noch zu „kontrollieren“?

Ja, die mediale Blödheit kennt wirklich keine Grenzen, denn man meldet auch solchen Schwachsinn:

Tepco hat angekündigt, ein Gerät zu entwickeln,

um die Radioaktivität aus dem Meerwasser zu entfernen“ (!)

(Österreichischer Rundfunk, vor einer Woche)

Einziger Lichtblick im „öffentlich-rechtlichen“ Rundfunk: Die „Monitor“-Redaktion  … Doch leider ist die Sendezeit sehr kurz und garantiert nicht in der „Prime-Time“ (damit die Einschaltquoten ja nicht zu hoch werden …).

Volker Pispers sagte neulich, die „Nachrichten“ seien doch nur mehr „organisierte Verblödung“ der Zuschauer.

Der Mann hat ja so Recht …. (das gilt nicht nur für Atomkraft, sondern auch für den moralischen Mega-Scam der Bombardierung anderer Länder zur Durchsetzung neoliberaler Programme, präsentiert als „humanitäre Intervention“, die absurde Darstellung des IWF als „Hilfsorganisation für in Finanznot geratene Länder“ (Tagesschau, Sonntag 15.5.) (Fakt: der IWF ist ein US/europäisches Bankenkartell unter Führung des US-Finanzministeriums, das erheblich an der Entstehung der  „Finanzkrisen“ mitgearbeitet hat ) usw.

Die Journalisten sind doch nur mehr für die mächtigen „Player“ dieser Welt nützliche Idioten, die als „Multiplikatoren“ bewusst lancierter Falschmeldungen und vorgegebener Deutungsrahmen („framing“)  ihren Zweck erfüllen und sich auch noch etwas darauf einbilden …

Die vierte Säule der Demokratie?  Ein guter Witz …

Warum die Atomindustrie eine terroristische Vereinigung ist (die das Leben auf der Erde für hunderte Generationen bedroht und bleibenden – weil genetischen – Schaden hinterlässt), zeigen diese erschütternden Videos:

 

 Nuclear Controversies

Das letzte Wort geht an Albert Einstein, an dessen … Geburtstag der Reaktor 3 explodierte:

„It is not enough for a handful of experts
to attempt the solution of a problem,
to solve it and then to apply it.

The restriction of knowledge to an elite group
destroys the spirit of society
and leads to its intellectual impoverishment.“

Albert Einstein

P.S. Was ein erfahrener Atomphysiker von den „Wasserspielen“ „feed and bleed“) in Fukushima hält, sehen und hören wir hier:

Dr. Michio Kaku kommentiert die Kühlungsversuche von  TEPCO damit, dass sie ebenso effektiv seien, wie der Versuch einen Waldbrand mit Wasserspritzpistolen zu löschen … Das ganze Theater soll nur vortäuschen, dass man noch Optionen oder irgend einen Plan hat, die Lage „unter Kontrolle“ zu bringen.

Die Realität  beschreibt Dr. Kaku in einem Interview mit ABC News am 31/3 so:

„Das ist eine ganz große Sache. Zum ersten Mal hat man das Word „Breach“ verwendet, das bedeutet unkontrollierbare Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt … und denken Sie daran, dass der Reaktor 3, wo das Leck vermutet wird, mit MOX Brennstoff arbeitet, also Plutonium enthält, das giftigste, chemische Element, dass die Wissenschaft kennt.

Ein Millionstel Gramm kann Krebs auszulösen, wenn es in den Körper gelangt (durch Einatmen oder durch Nahrungsmittel). Man muss sich das sehr genau ansehen.

[Auf die Frage des Journalisten, ob Stufe 4 bzw. ein Vergleich mit dem Unfall von Three Mile Island (TMI) zulässig sei  (zum Zeitpunkt des Interviews war es ja noch nicht Stufe 7):]

„In wissenschaftlichen Zirkeln ist das ganze Theater Anlass für große Erheiterung – es ist doch offensichtlich, dass die Lage in Fukushima viel schlimmer ist, als TMI.  Dort hatten wir nur einen Reaktor, der zwar 90% Kernschaden hatte, aber eben nur eine kleine Menge Radioaktivität ins Freie gelangte. Es gab auch kein „Leck“ im Containment.

Hier haben wir drei wütende Kernschmelzen (noch im Gange), ein freiliegendes Abklingbecken [ohne schützenden Wassermantel schaukeln sich Hitze und Oxidation auf] … Wasserstoffexplosionen –jedes dieser Ereignisse für sich genommen, ist  schon schlimmer ist als TMI;

….Wenn Sie erst einmal die Anlage evakuieren müssen, weil die Radioaktivität tödliche Werte erreicht hat, dann haben wir keine Chance mehr, und drei Kernschmelzen werden parallel stattfinden, eine Tragödie, die weit über jene von Tschernobyl hinausgeht …und eine dauerhafte Todeszone in Japan schaffen wird.“

Reaktordaten:

http://www.tepco.co.jp/en/nu/fukushima-np/outline_f1/index-e.html   Plant Overview